Nachlese zum OHI Update 2018

Die jährlich stattfindende österreichische Augenoptik und Hörakustik Convention „OHI UPDATE“ legte 2018 mit über 260 Teilnehmer_innen und einer begleitenden Industrieausstellung mit 26 Ausstellern nochmals an Größe und Bedeutung zu. Am Samstag, den 9. Juni drehte sich im gesamten Wiener Novomatic Forum alles um Neuigkeiten zu den Themen Hören und Sehen.

Die auch im internationalen Umfeld wahrgenommene Tagung bot erstmals neben den Fortbildungspunkten der österreichischen Bundesinnung auch sechs interaktive Fortbildungspunkte vom General Optical Council (GOC), vier Fortbildungspunkte vom Zentralverband der deutschen Augenoptiker und Optometristen (ZVA) und vier Credit Points vom Schweizerischen Berufsverband für Augenoptik und Optometrie (SBAO) an. Für das kulinarische Wohl sorgte über den gesamten Tag ein Catering vor Ort, am Tor zum berühmten Wiener Naschmarkt.

In der anonymen Besucherbefragung gaben 51% der Teilnehmer_innen dem Themenspektrum und der Themenvielfalt mit „ausgezeichnet“ die Höchstnote. Weitere 38% befanden diese als „sehr gut“. Ganze 86% fanden die Länge der Vorträge als „genau richtig“. Ausgestattet mit diesem positiven Feedback durch die Besucher_innen sieht man getreu dem Motto „nach dem OHI UPDATE ist vor dem OHI UPDATE“ bereits top motiviert der Planung für das kommende Jahr entgegen.

Das nächste OHI UPDATE wird am Samstag, den 15. Juni 2019 in Wien stattfinden


Fotos: h.wimmer



In ihrer Begrüßung berichteten OHI Geschäftsführer Harald Belyus, MSc und Walter Gustein, PhD über die neuesten Entwicklungen innerhalb der OHI. „Wir haben vor Kurzem eine Roger Dynamic SoundField 7000 im Klassenzimmer integriert. Hörgeräteträgerinnen und Hörgeräteträger können ihr Hörsystem direkt mit dem Roger koppeln. Dadurch wird Hörbeeinträchtigten als auch Guthörenden ab sofort ein vollkommen barrierefreier und akustisch optimaler Unterricht gewährleistet“, freute sich Belyus.

Walter Gustein, PhD und Harald Belyus, MSc freuen sich über die Entwicklung der OHI in den letzten 365 Tagen

„Zudem umfasst das Trainierteam der OHI nunmehr 50 Vortragende, welche sich auf der Webseite der OHI vorstellen“, ergänzte Gutstein.

Hörakustik Lehrgangsleiter Carsten Passiel berichtete über dem im November 2018 erstmals startenden Otoplastik 3D-Workshop und über die Neuerungen im April 2019 startenden Vorbereitungslehrgang zum Hörakustikermeister_in.

Augenoptik Lehrgangsleiter Dieter Medvey, MSc berichtete über dem im September 2018 stattfindenden Seminartag English for Ophthalmic Opticians und über den im Jänner 2019 startenden Vorbereitungslehrgang zum Augenoptikermeister_in und Kontaktlinsenoptiker_in. Nach der Begrüßung wurde das Podium den acht Referent_innen übergeben.

4 hochkarätige Augenoptik-Vorträge

Augenverletzungen durch Sehhilfen beim Pkw-Frontalaufprall mit Airbagauslösung

Dr. med. Wolfram Hell

Dr. med. Wolfram Hell, Leiter der medizinischen, biomechanischen Unfallforschung am Institut für Rechtsmedizin der Universität München beschrieb in seinem Vortrag nicht nur die Augenverletzungen durch Sehhilfen beim Pkw-Frontalaufprall mit Airbag-Auslösung, sondern auch welche Verkehrsunfälle mit einfachen Mitteln vermieden werden könnten.



So soll man als Beifahrer es tunlichst unterlassen Gegenstände und noch schlimmer, Kinder auf dem Schoß zu haben. Dadurch das der Beifahrerairbag größer ist und im Falle des Auslösens schneller aufgeblasen wird, werden Gegenstände beim Beifahrer zum großen Verletzungsrisiko.

Für das Kind am Schoß kann der Airbag gar tödliche Folgen haben. Auch wirkt der Airbag nur in der aufrechten Sitzposition. Wenn der Beifahrer den Sitz zurückstellt, also eine Liegeposition einnimmt, wird der Airbag nahezu wirkungslos.

„Der Airbag ist kein Kuschelkissen“, betonte Hell und meinte damit, dass alles was sich im Bereich zwischen den Airbag und dem Gesicht- und Brustbereich befindet zum Geschoß wird, sobald der Airbag öffnet. Damit ist eine Brille ebenso ein „Fremdkörper“ wie eine Pfeife oder ein Blumentopf der sich am Schoss des Beifahrers befindet. Bei Brillen kann es zu Verletzungen durch geborstene Silikatgläser – bei Metallbrillen durch abbrechende Stegstützen oder Brillenbügel – kommen.

Einfluss von systemischen Medikamenten und Pathologien auf die Sehkraft

Priv.-Doz. Dr. med. univ. Doreen Schmidl, PhD

Mit Ihrem Vortrag über den Einfluss von systemischen Medikamenten und Pathologien auf die Sehkraft konnte die Augenärztin Priv.-Doz. Dr. med. univ. Doreen Schmidl, PhD aufzeigen, dass es unterschiedliche Strukturen am Auge gibt, welche an Refraktions- und Visusänderungen beteiligt sein können.



So können systemische Medikamente, wie zum Beispiel Isotretinoin oder auch Hormontherapien den Tränenfilm beeinflussen, was zu Sehstörungen führen kann. Hornhauttrübungen, welche bei Medikamenten meist bilateral auftreten, können zum Beispiel durch Amiodaron (gegen Herzrhythmusstörungen) hervorgerufen werden.

Die Katarakt kann nicht nur altersbedingt auftreten, sondern auch durch Steroidtherapie als sekundärer Katarakt entstehen. Starke Schwankungen des Blutzuckerspiegels aufgrund von Diabetes Mellitus können refraktive Veränderungen aufgrund von Wassereinlagerungen in der Augenlinse hervorrufen. Weiters kann die Erkrankung auch zu Veränderungen im Bereich der Netzhaut führen, welche als diabetische Retino- und Makolopathie bezeichnet werden.

Sehen im Sport – Anforderungen, Visuelles Training und Wahrnehmungsschulung

Till Krusche, M.Ed.

Till Krusche, M.Ed., Sportwissenschaftler aus Bochum berichtete über Sportlerinnen und Sportler als visuelle Mehrkämpfer, die über das Sehen eine permanente Orientierungsgrundlage erhalten um eigene Bewegungen zu kontrollieren und Bewegungen ihrer Gegner und Mitspieler besser beurteilen zu können.



Studien belegen, dass für das Halten des Gleichgewichts – beziehungsweise für dessen Wiedererlangen – das periphere Sehen hauptverantwortlich ist.



Profisportlerinnen und Profisportler besitzen nicht selten eine höhere visuelle Leistungsfähigkeit als Nichtsportler.

Konträr dazu wurde bei Untersuchungen festgestellt, dass ca. 30% der fehlsichtigen Sportlerinnen und Sportler keine Korrektion bei der Ausübung ihres Sports tragen. Interessant sei, dass körperliche Aktivität zu einer temporären Visussteigerung führt. Nach einer herzkreislaufaktivierenden Belastung steigt der Visus vorübergehend und fällt nach etwa 20-30 Minuten Ruhe wieder auf das normale Niveau zurück.

Oft wird die Bedeutung des guten Sehens, im Vergleich zu anderen Körperfunktionen, bei Kindern und Jugendlichen unterschätzt. „Es besteht ein signifikanter Zusammenhang zwischen visueller und motorischer Leistungsfähigkeit im Kindes und Jugendalter“ betonte Krusche.

Anpassung individualisierter Kontaktlinsen

Katharina Raschka, BSc

Katharina Raschka, BSc, verglich die Anpassung von Kontaktlinsen mit der Anfertigung von Maßschuhen: so wie es unterschiedliche Fußformen gibt, so gibt es auch individuelle Augenformen.



„Fast jeder kann Flip Flops tragen, aber nicht jedem passen sie“ so Raschka. Mit Standard-Kontaktlinsen kann nicht jeder versorgt werden.



Alleine der horizontale Hornhautdurchmesser weist laut der Referentin eine Schwankungsbreite von 10,30 bis 13,16 Millimeter auf. Wiewohl die numerische Exzentrizität einen Peak bei 0,50 bis 0,60 aufweist, sind Werte im Bereich von 0,00 bis 1,10 ebenfalls möglich.

Zudem lässt sich sagen, dass größere Hornhautradien mit größeren Hornhautdurchmessern korrelieren. Raschka empfahl weiters die genaue Beurteilung des Corneoskleralprofils. Die genaue Bewertung und die Umsetzung bei der Anpassung weicher Kontaktlinsen begünstigt ein optimiertes Sitzverhalten. „Auch Tauschlinsen müssen angepasst werden“, war sich Raschka sicher. So verfügen unterschiedliche Tauschsysteme über differente Scheiteltiefen. Die Referentin demonstrierte unterschiedliche Scheiteltiefen anhand der am Markt befindlichen Tauschsysteme. Mittels eines Boxhandschuhwertungs-Systems stellte Raschka humorvoll die unterschiedlichen Stärken von maßgefertigten Kontaktlinsen und Tauschsystemen dar.

4 top-aktuelle Hörakustik-Vorträge

Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen – Wie kann man sinnvoll unterstützen

Mag. Anja Jaritz

Unter dem Credo „Was Hänschen nicht lernt….“ referierte die diplomierte Psychologin Mag. Anja Jaritz über das Thema auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen (AVWS). Anschaulich wurden die Folgen einer AVWS auf die Verarbeitung von Kindern dargestellt. So erlernt bereits das ungeborene Kind während der Schwangerschaft Sprachmuster, die es in der Zukunft benötigt, um Sprache zu erlernen und auch zu verstehen.



In einem freiwilligen Selbstversuch diktierte Jaritz dem Auditorium einen Text, der aus nicht alltäglichen Wörtern bestand. Die Teilnehmer trugen aber während des Diktats Gehörschutz und hatten keine Einsicht auf das Mundbild der Referentin.

Mit diesem Beispiel zeigte Jaritz, wie sich ein Kind mit AVWS fühlt, wenn es zum Beispiel in der Schule einem Diktat folgen muss, in dem Wörter gesprochen werden, die das Kind vielleicht das erste Mal hört, durch andere Dinge abgelenkt ist oder eingeschränkt Sprachmuster erlernt hat.

Als Fazit stellte die Referentin fest, dass Kinder mit einer defizitären Hörverarbeitung und einer reduzierten auditiven Wahrnehmung besondere Unterstützung und Begleitung im Alltag, speziell in der Schule benötigen. „Soforthilfe durch Verwendung eines hörgeräteähnlichen Systems kann das Abgleiten in eine Lernschwäche verhindern. Um langfristig Hörverarbeitung und Wahrnehmung zu optimieren ist individualisiertes (Hör)Training sinnvoll“, so Jaritz.

Implantationen im Alter

Priv.Doz.Dr. Astrid Magele

Nach der Erfrischungspause begrüßte Priv. Doz. Dr. Astrid Magele das Auditorium, um einen Einblick in ihre tägliche Arbeit am Universitätsklinikum St. Pölten zu geben. Die Vortragende hat den Focus auf die Versorgung älterer Hörbeeinträchtigter mittels Implantaten gelegt. Die Indikationen zur operativen Versorgung mit Implantaten haben sich in den letzten Jahren stark erweitert. Das durchschnittliche Lebensalter bei Erstimplantation ist von 55 auf über 70 Jahre gestiegen.



Ebenso werden einseitig Ertaubte implantiert und auch die Operationsttechniken haben sich verändert. Der stationäre Aufenthalt nach einer Operation konnte deutlich reduziert werden.

Nach einem Überblick über alle unterschiedlichen Implantate, die in St. Pölten implantiert werden, zeigte Magele anhand von Fallbeispielen bei welchen Hörverlusten es sinnvoll ist, spezielle Implantate zu verwenden. Der Zeitraum vom Erstgespräch über die Implantation bis hin zur Erstanpassung und den ersten Ergebnissen, dauert im Durchschnitt vier bis sechs Monate.

Abschließend betonte Magele die Wichtigkeit der Rehabilitationsmaßnahmen nach einer Operation. Besonders stolz ist das Team, dass seit drei Jahren exklusiv am Universitätsklinikum St. Pölten allen Kindern und Erwachsenen – besonders auch den älteren Menschen – die mit einem CI versorgt wurden, eine Musiktherapie mit einer speziell für CI-Implantatträger_innen ausgebildeten Musiktherapeutin_innen angeboten werden kann. Hier lernen die ImplantatträgerInnen wieder einen erneuten Zugang zum Hören, Wahrnehmen und Erleben von Musik. .

Die Auswirkung der Otoplastik auf die Schallübertragung von Hörsystemen

Peter Eberhardt

Peter Eberhardt, Hörakustikermeister, Pädakustiker und Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Audiologie, referierte über den Vorteil individuell gefertigter Otoplastiken gegenüber eines Domes oder einer Tulpe – also gegenüber standardisierter „Stöpsel“, die in jedes Ohr passen. Im ersten Teil seines Vortrages zeigte Eberhardt welche Teile einer Otoplastik und des äußeren Ohres für die Schallübertragung zuständig sind und wie diese das Hören maßgeblich beeinflussen.



Anhand von In-Situ-Messungen zeigte Eberhardt in einem Diagramm die Wirkungsweise von Zusatzbohrungen in maßgefertigten Otoplastiken.

Deutlich wurde, dass Zusatzbohrungen ausschließlich den Frequenzgang bis maximal 1200 Hertz beeinflussen. Im weiteren Verlauf referierte er über die Anforderungen an Zusatzbohrung und Otoplastik. Diese Vorteile und auch Nachteile stellte Eberhardt in Referenz zu standardisierten Domes. Der einzige Vorteil dieser „Stöpsel“ ist wohl der Tragekomfort durch das weiche Silikon, aus dem der Dome gefertigt wird. Maßgefertigte Otoplastiken überwiegen in ihren Vorteilen in allen weiteren Belangen und verhelfen den in modernen Hörsystemen implementierten digitalen Features zur bestmöglichen Entfaltung.

Transkutane Knochenleitungs-Hörversorgung

Prof. Dr. med. Dr. med. dent Dr. h.c. Ralf Siegert

Zu Beginn seines Vortrages machte Prof. Dr. Ralf Siegert mit dem Auditorium eine Zeitreise in die Vergangenheit und berichtete, dass es eine Knochenleitungsversorgung schon vor 250 Jahren gab. Siegert berichtete, dass damals ein Kirchenbesucher einen Stab in den Mund nahm und diesen gegen die Kanzel, auf der der Pfarrer predigte, drückte.



Dadurch konnte er den Ausführungen des Pfarrers folgen. Mit diesem banalen Setting war de facto das Knochenleitungssystem geboren. Im weiteren Verlauf seines Vortrages zeigte Siegert diverse Knochenleitungssysteme – von Zahnverbindungen über Brillenversorgungen und Kopfbügel bis hin zu implantierbaren Versionen.

Um die Versorgung von Patienten – insbesondere von Kleinkindern und Jugendlichen – zu optimieren, entwickelte Siegert zusammen mit seinem Team in den letzten Jahren ein eigenes Knochenleitungssystem. Die neuste Version befindet sich gerade in der Bewilligungs- und Einreichungsphase. Das neue System kann absolut individuell implantiert werden und bietet somit ein großes Einsatzgebiet. Vom Kind mit und ohne Missbildungen, über den Heranwachsenden bis hin zum Erwachsenen. Das Hörsystem, welches auf ein Magnetteil aufgeklickt wird, kann nach der Implantation vom Hörakustiker sehr individuell gestaltet werden. Dadurch wird zu jedem Zeitpunkt der richtige Anpressdruck und die optimale Magnetstärke gewährleistet.

Industrieausstellung

Begleitend zum OHI Update fand im Festsaal vom Novomatic Forum eine Industrieausstellung der Augenoptik und Hörakustik statt. Schwerpunkte der 26 ausstellenden Partner_innen waren die Präsentation von Neuheiten, das Vertiefen von bestehenden Netzwerken und die Anbahnung gewinnbringender Partnerschaften.

OHI UPDATE 2018 IndustrieausstellungOHI Update 2018 Logos Lieferanten

Zudem präsentierten fünf angehende Augenoptikermeister_innen am Stand der OHI ihre hochwertigen Projektarbeiten, welche die Themen Low Vision, Gleitsichtgläser im Marktvergleich, Auswirkung von UV-Strahlung auf die Augen, Sicherheit im Straßenverkehr und Freiform Design bei Brillengläsern beinhalten.

Christoph Anzengruber, Sabrina Wanzenböck, Tamara Reiter, Andrea Schmied und Sandra Nistelberger vom aktuellen OHI Vorbereitungslehrgang Augenoptikermeister_in präsentierten Poster ihrer umfangreichen Projektarbeiten.

Die Projektarbeiten der Teilnehmer_innen im OHI Vorbereitungslehrgang zur Meisterprüfung Augenoptiker_in  wurden von Essilor, Hoya, Silhouette und der opti München im Zuge eines direkten Sponsorings finanziell unterstützt. Im Zentrum des OHI Sponsoring-Programms steht die Förderung angehender Augenoptikermeister_innen nebst der Verfassung von qualitativ hochwertigen augenoptischen und optometrischen Projekte im Vordergrund. 

Nähere Informationen zu den einzelnen Lehrgängen und zur Anmeldung für das OHI Update 2019 am Samstag, den 15. Juni 2019 erhalten Interessenten im Sekretariat der OHI.

Kontakt

OHi Logo

Email: sekretariat@ohi.at
Web: www.ohi.at
Instagram: www.instagram.com/ohiwien

OHI Ausbildungszentrum: Eichenstraße 38, 1120 Wien, Österreich
Büroadresse: Donaufelder Straße 8/2/1, 1210 Wien, Österreich
Tel: +43 (1) 2700278
Fax: +43 (1) 2533033-2399