Unter dem Überbegriff „Das See-Erlebnis“ fand vom 05. Oktober bis 07. Oktober 2012 das diesjährige VDCO Treffen für Kontaktlinsen-Spezialisten und Optometristen auf dem Gelände der Messe Friedrichshafen statt. Wie das Motto „See-Erlebnis“ schon versprach, spielte sich die Tagung vor der Kulisse des einzigartigen See- und Alpenpanoramas des Bodensees ab. Die Vorträge wurden von hochqualifizierten Referenten und Dozenten aus dem In- und Ausland gehalten. Unter anderem befassten sich Optometristen und Augenärzte mit Themengebieten, angefangen von der Anatomie des Auges bis hin zur neuesten Geräte- und Untersuchungstechnologie, welche das gesamte moderne Spektrum der Augenoptik und Optometrie kennzeichnet.
Nutzen, Chancen und Risiken von Social Media (Christoph Baum)
Viele Optiker verlassen sich immer noch auf ihren guten Standort, Mundpropaganda und einer guten Vernetzung vor Ort. In unserer modernen schnell lebenden Zeit werden jedoch ein guter Internett-Auftritt und eine gute Platzierung bei Google immer wichtiger. Wie zu erfahren war, haben laut einer ZVA-Branchenstudie von 2010 immerhin noch 22 Prozent aller deutschen Augenoptiker keine eigene Homepage. Eine erstaunlich hohe Quote, welche auf die Präsenz beim Endkunden rund um die Uhr verzichtet. Immerhin suchen 70 Prozent aller Deutschen gezielt nach Informationen über Waren und Dienstleistungen regelmäßig im Web.
Sind Facebook, Google+, Twitter und Co geeignete Marketinginstrumente für den Augenoptiker? Sind nur Teenager in den sozialen Netzwerken unterwegs? Lohnt sich ein Internet-Auftritt für einen einzelnen Augenoptiker? Im weiteren wurde in einem sehr spannenden – aber leider kurzen – Vortrag erläutert, was ein Augenoptiker in diesem Zusammenhang zu beachten hat und was auf jeden Fall vermieden werden sollte.
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Qualitätsmanagement als Wettbewerbsvorteil (Stefan Herburg)
Qualitätsmanagement (QM) bringt für Firmen, Organisationen und Marketing erhebliche Vorteile. Wer sich zertifizieren lässt, macht sich über die Prozesse in seinem eigenen Betrieb Gedanken. Wie man in seiner Firma Stärken ausbauen, Fehlerquellen reduzieren und Kosten senken kann. Kurz, wie man sein Unternehmen erfolgreicher führen kann. Neben diesen organisatorischen Vorteilen, kann Qualitätsmanagement richtig betrieben auch zu einem Wettbewerbsvorteil führen. Dies sorgt bei jenen Kunden für Vertrauen, welche sich beim Kauf Top Leistung erwarten.
Haben Silikonhydrogele den Contactlinsenträgeranteil wirklich gesteigert? (Sabine Strübing)
Mit der Entwicklung und der Einführung der Silikon-Hydrogel Kontaktlinse im Jahr 1999 dachten viele, dass alle Probleme rund um das Linsentragen gelöst wären. Auch die Drop out Rate sollte sinken, und damit die Zahl der Linsenträger wieder steigen. Doch die Zahlen der GFK zeigen leider etwas anderes – kaum eine Veränderung. Brauchen wir neu Materialien, die mehr Einfluss auf die Feuchtigkeitsbindung am Auge haben, oder sollten die Tauschintervalle verändert werden? Ein Blick über die Ländergrenzen zeigte die Unterschiede auf.
Neues von der Berliner Ortho-K-Langzeitstudie (Alexander Andrich, Brian)
Im Frühjahr 2012 wurden in einem zweiten Zwischenbericht die neuesten Ergebnisse der Berliner Ortho-K-Langzeitstudie zusammengefasst, welche sich auf bis zu acht Jahre stützt. In den letzten fünf Jahren wurde besonders Wert auf den Einsatz torischer Rückflächen zur besseren Stabilisation der Linsen auf dem Auge gelegt. Nach ersten Erfahrungen mit geringeren Astigmatismen, konnte die Studie jetzt auf höhere Astigmatismen bis 2,50 Dioptrien erweitert werden.
UV-Schutz für die Augen – Welche Rolle spielen UV-absorbierende Kontaktlinsen (Christian Döhr)
UV Strahlung ist eine ganztägige und ganzjährige Gefahr. Nicht nur im Sommer zur Mittagszeit oder wenn die Strahlen der tief stehenden Sonne direkt in die Augen scheinen. Im Gegensatz zur nutzbringenden Wirkung von Vitamin D auf die Haut, gibt es keine Belege für eine positive Wirkung von UV auf die Augen. Die negative Wirkung von UV Strahlung in Zusammenhang mit Augenerkrankungen, wie zum Beispiel Pterygium, Grauer Star und Makuladegeneration sind jedoch bekannt.
Der periphere Lichtfokussierungs-Effekt (PLF-Effekt), bei dem Licht durch die seitliche Peripherie der Hornhaut auf den nasalen Bereich der Seite des Auges konzentriert wird, bietet eine Erklärung zur nasalen Prädisposition für UV-bedingte Augenerkrankungen wie kortikalen Katerakt und Pinguecula. Diese und andere Erkrankungen sind Beleg dafür wie gefährlich UV Strahlung ist. Das Tragen eines Hutes – in Verbindung mit einer gut sitzenden Sonnenbrille und Kontaktlinsen mit UV-Schutz welche den Limbus abdecken – kann verhindern, dass UV-Strahlung direkt oder indirekt durch Reflexion in das Auge gelangt.
Neue Trends in der Diagnostik des trockenen Auges (Dr. med. Kathleen Kunert)
Im Vortrag von Frau Dr. Kunert wurde die vom "International Workshop on Meibomian Gland Dysfunction" (IOVS 2011, Vol. 52, No4) empfohlene Diagnose für das trockene Auge vorgestellt. Weiters wurde über die Vermessung des Tränenmeniskus (NIK-TMH) und der Tränenfilmaufrisszeit (NIK-BUT) mit einem Keratographen der Firma Oculus demonstriert. im folgendem wurden zum Thema Meibomian Gland Dysfunction die Expression des Meibomsekretes und der Befall der Meibomdrüsen mit Haarbalgmilben bei chronischer Blepharitis dargebracht.
Der Limbus nichts Besonderes? Denkste! (Silke Lohrengel)
Der Limbus ist den Augenprofessionisten als Übergang von der Cornea in die Sklera gut bekannt. Doch welche Eigenschaften hat der Limbus, wie groß ist er eigentlich? Welche Bedeutung hat der Limbus für die Transparenz und Gesundheit der Cornea? Wie belastbar ist der Limbus – speziell in der Kontaktlinsenanpassung mit großen Weichlinsen und Sklerallinsen? Silke Lohrengel referierte zu diesen und anderen Fragen, um den "Mythos Limbus" zu lüften.
Fluorescein – Status quo in Deutschland (Prof. Andrea Müller –Treiber)
Fluorescein stellt seit Jahrzehnten in der optometrischen Praxis ein bewährtes Hilfsmittel zur Anpassung von Kontaktlinsen und zur Prüfung der Integrität des vorderen Augenabschnitts dar. Diskutiert wurden die gesetzlichen Rahmenbedingungen und mögliche Interpretationen aus Deutscher und Schweizer Sicht.
Update Grading Scales: Lassen Sie Ihren Kunden selbst graden – mit iScale Optometry (Markus Leonhard)
Grading Scales stellen für Optometristen und Kontaktlinsenanpasser zur objektiven Befundklassifikation mehr als eine Option dar. Die Klassifizierung wird vielfach als ein Indiz für professionelles Arbeiten verstanden. Wie sieht es aber nun konkret mit der Analyse subjektiver Befunde aus? Reicht es aus, dem Kunden die richtigen Fragen zu stellen? Sind Fragebögen der Weisheit letzter Schluss? Vielen Dropout Studien zufolge, spielen subjektive Empfindungen des Kontaktlinsenträgers eine entscheidende Rolle. Leonhard stellte in seinem Vortrag sein selbst entwickeltes, innovatives Tool zur subjektiven Befundanalyse vor, welches im Rahmen eines Forschungsprojektes im Masterstudium (Vision Science / Optometrie) der Hochschule Aalen entstanden ist.
Tränenfilmanalyse nicht nur für die Kontaktlinsenanpassung (Hans-Jörg Etzler)
Referent Etzler berichtete, dass ein intakter Tränenfilm nicht nur die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Kontaktlinsenanpassung darstellt. Auch im Rahmen der Versorgung mit Sehhilfen jeglicher Art sollte man auf einen intakten Tränenfilm achten, um einen stabilen Visus zu erreichen. Praxisnahe wurden die Grundlagen einer schnellen, effektiven und erfolgreichen Tränenfilmanalyse aufgezeigt.
Die Untersuchung der Meibomdrüsen als Kriterium bei der Kontaktlinsenanpassung (Sylvia Wulf)
Allgemein bekannt ist, dass die Qualität des Tränenfilms – insbesondere bei Kontaktlinsenträgern – Auswirkungen auf den Augenkomfort hat. Ebenso bekannt ist, dass eine gestörte Meibomdrüsenfunktion die häufigste Ursache für das evaporative, trockene Auge ist. Früh erkannt und behandelt, ist es möglich, die Meibomdrüsenfunktion zu unterstützen und daraus resultierende Symptome zu lindern. Dies kann zu einer besseren Verträglichkeit von Kontaktlinsen führen. Aus diesem Grunde empfiehlt es sich, im Rahmen der Kontaktlinsenanpassung die Symptomatik des trockenen Auges ernst zu nehmen und Ursachenforschung zu betreiben. Mit Hilfe moderner Technik – wie der infrarotgestützten Topographiesysteme oder Spaltlampenzusätze – ist es heute leichter möglich die Situation der Meibomdrüsen zu beurteilen.
Formstabile Kontaktlinsen – die Alternative (Uwe Bischoff)
Laut Meinung Uwe Bischoff’s sind formstabile Kontaktlinsen bei vielen deutschen Kontaktlinsenanpassern "out". Der Markt spiegelt diese Einstellung wieder, denn etwa 80% der deutschen Kontaktlinsenträger verwenden weiche Kontaktlinsen. "Und das obwohl man nach der Ausbildung alle Vorteile der formstabilen Kontaktlinsen im Schlaf aufsagen kann", so Bischoff. Wenn ein Unternehmen wirtschaftlich erfolgreich arbeiten will, ist die Entwicklung einer Strategie sinnvoll. Neukunden interessieren sich häufig vermeintlich für weiche Kontaktlinsen, da diese aufgrund der Marktposition und der Werbung der Industrie einfach bekannter sind.
Kunden nicht zwangsläufig bereits im Vorfeld von auf weiche Kontaktlinsen fokussiert. Die angehenden Kontaktlinsenträger wollen primär gutes Sehen, Bequemlichkeit, Sicherheit, keine Brille, … und nichts Negatives erleben, was deren Kontaktlinsen tragende Bekanntenkreis am eigenen Auge erfahren hat. Dem Kundenwunsch folgend – über Jahrzehnte täglich Kontaktlinsen zu tragen – sollten vermehrt wieder formstabile Kontaktlinsen die erste Wahl darstellen.
Problemlöser Silikonhydrogel? (Tobias Ecke)
Seit 1999 sind Silikonhydrogelmaterialien verfügbar und stellen eine Bereicherung für die Weichlinsenanpassung dar. Seit dieser Zeit gab es laufend Weiterentwicklungen. Mittlerweile reicht die Silikonhydrogel-Produktpalette von standardisierten Tageskontaktlinsen bis hin zur individuellen im Drehverfahren hergestellte Kontaktlinsen. Anhand von verschiedenen Fallbeispielen aus der Praxis wurden Vor- und Nachteile dieses Materials diskutiert.
Das Auge im Alter – Physiologie und Pathophysiologie (Dr. med. Kathleen Kunert)
Aufgrund des demographischen Wandels ist mit einem Anstieg altersbedingter Augenerkrankungen zu rechnen. Diese Erkrankungen haben darüber hinaus spezifische, altersbedingte Charakteristika. Im Vordergrund des Vortrages von Kunert standen die altersbedingte Makuladegeneration, das Glaukom im Alter, die alternde Augenlinse und die altersspezifische Uveitis.
Systemauswahl bei Multifokalkontaktlinsen (Judith Zagolla)
Muss man sich als Anpasser noch mit den unterschiedlichen Systemen der auf dem Markt erhältlichen multifokalen Kontaktlinsen beschäftigen oder greift man einfach in eine Schachtel und "zaubert" die passende Kontaktlinse für den Kunden heraus? Die Anzahl der zur Verfügung stehenden multifokalen Contactlinsen auf dem Markt ist riesengroß. Welche Systeme und welche Wirkungsprinzipien verbergen sich hinter den einzelnen Systemen? Und welche Vor- und Nachteile hat welches System von multifokalen Kontaktlinsen? Zagolla’s Vortrag stellte die Basis und den Einstieg in das Thema multifokale Kontaktlinsen dar. Die Vortragende gab einen Überblick über die verschiedenen Systeme multifokaler Kontaktlinsen und zeigte auch Grenzen auf.
Scheimpflugprinzip in der Kontaktlinsenanpassung – was bringt’s? (Frank Widmer)
Ähnlich der Anfangszeit der Videotopographie war auch die Anwendung des Scheimpflugprinzips – wie es in der Pentacam umgesetzt wurde – vordergründig nicht für die Kontaktlinsen-Anpassung gedacht. Klinisch betrachtet bietet die Pentacam viel Potential und ist deswegen noch häufiger in Kliniken als bei Kontaktlinsenanpassern zu finden. Allerdings liegt es sehr nahe, das Scheimpflug-Messprinzip auch in der Kontaktlinsenoptik nutzen zu wollen, da das Messareal im Vergleich zur Videotopographie deutlich größer ist. Im Vortrag von Widmer wurden die Möglichkeiten dieser Technologie aufgezeigt.
Zernike-Polynome – ihre praktische Bedeutung in der Contactoptik (Dr. Andreas Berke)
Die Darstellungen von Wellenfrontabberrationen, der Topographie der Hornhaut und von Refraktionsfehlern bedienen sich häufig der Zernike-Polynome. Gerade im Rahmen der Hornhaut-Topographie werden die Zernike-Polynome allerdings sehr häufig fehlerhaft verwendet. Die Zernike-Polynome stellen nichts anderes als ein (mathematisches) Alphabet dar, aus dem man geschickt die Buchstaben wählen muss, um ein vorgegebenes optisches oder topographisches Problem angemessen zu beschreiben. Berke’s Vortrag befasste sich mit den Anwendungsmöglichkeiten und den Grenzen der Zernike-Polynome, im speziellen wurden die Voraussetzungen diskutiert, welche bei der Anwendung der Zernike-Polynome erfüllt sein müssen.
Kann ich heute mit Myopie-Kontrolle beginnen? (Andreas Tsiounis)
Referent Andreas Tsiounis ging vor allem auf die praktischen Möglichkeiten einer Myopie-Kontrolle ein. Er zeigte auf, welche Techniken angewendet werden können und welche Vor- und Nachteile diese Techniken aufweisen. Sein Ansatzpunkt bei der Kontrolle der Myopie war die Beachtung der sogenannten DOPING-Regel.
• | Distance | Kurzsichtige sollten viel in die Ferne sehen |
• | Outdoor | Kurzsichtige sollten viel im Freien sein |
• | Pathology | Pathologien beachten |
• | Idiopathic | |
• | Nutrition | Ernährung beachten |
• | Genetic | Erbliche Vorbelastung |
Kunden mit einer progredienten Myopie könnten – basierend auf den letzten Erkenntnissen der Myopieforschung – zukünftig mit einer Art Dual-Fokus-Kontaktlinsen versorgt werden. Ein wesentlicher Teil des Vortrags befasste sich in Folge mit der Vorstellung bisheriger Erkenntnisse mit solch neuen Kontaktlinsen der Firma Swisslens, an deren Entwicklung der Vortragende selbst beteiligt war und voraussichtlich im Februar 2013 auf den Markt kommen sollen.
Die essentiellen Schritte einer perfekten Hygiene weicher Kontaktlinsen (Dr. Anja Gugler)
Kontaktlinsenunverträglichkeit resultiert oft aus einer unsachgemäßen Pflege. Referentin Gugler beleuchtete die Ursachen einer Kontaktlinsenunverträglichkeit und wie man das Risiko dieser Komplikation vermeiden kann. Silikon-Hydrogel-Materialien stellen zudem eine besondere Herausforderung für die Kontaktlinsenpflege dar. Es wurden die essenziellen Schritte einer perfekten Pflege weicher Kontaktlinsen dargestellt und Schritte für eine bessere Compliance aufgezeigt.
Fazit
Auf der diesjährigen VDCO-Tagung gab es neben einer Vielzahl interessanter Vorträge auch etliche Workshops, wo man sein Wissen noch erweitern konnte, oder ganz neue Forschungsergebnisse vermittelt bekam. Praktisch war auch die begleitende Industrieausstellung. Hier wurden die neuesten Geräte vorgestellt, fachkundig erklärt und man konnte diese auch gleich selber testen. Bei den Kontaktlinsen gab es die Möglichkeit, sich mit der Produktvielfalt aller namhaftesten Hersteller zu befassen und sich diese erklären zu lassen. Es waren drei sehr interessante Tage an denen ein reger Wissensaustausch zu hochaktuellen Themen rund um das moderne Kontaktlinsen-Know-how stattgefunden hat.
Autor
Dieter Medvey, MSc
Optometrist,
Augenoptik Medvey
eMail: medvey@optometrist.at
Homepage: www.medvey.optiker.at