Die optometrische Untersuchung – neues Buch aus dem Thieme Verlag

Das Berufsbild des Optomeristen etabliert sich derzeit auch im kontinentalen Europa. Während es eine ausreichende und vielfältige englische Literatur zum Thema optometrische Untersuchungsmethodiken für Optometristen gibt, gelten Publikationen in Buchform für klinische Optometristen im deutschsprachigen Raum eher noch als Seltenheit. Im Thieme Verlag ist nun auch in deutscher Sprache ein Buch über optometrische Untersuchungsverfahren erschienen.

Funktionsprüfungen durch den Optometristen

Das 307 Seiten umfassende Buch ist in 9 Bereiche mit Unterthemen gegliedert. Einführend gibt der Herausgeber Holger Dietze einen kurzen Leitfaden über den Ablauf einer optometrischen Untersuchung und über die Verläßlichkeit von Meßverfahren. Im Folgenden widmet sich Dietze der Anamnese und gibt dem Leser einen Einblick über eine mögliche Befragungstechnik zum Beginn einer optometrischen Augenuntersuchung.

Der Abschnitt über Sehfunktionen wurde gemeinsam mit Dirk Seidel verfasst und behandelt Funktionsprüfungen wie unter anderem die Visusbestimmung. Neben Erklärungen zu Begriffsdefinitionen (wie z.B. zum Minimum perceptibile, Minimum separabile, Minimum legibile, und Noniensehschärfe), erklärt Seidel den Aufbau von Optotypen und die unterschiedlichen Notationsformen von Visuswerten in Snellen, Dezimalwerten und logMAR. Seidel weist unter anderem auch darauf hin, dass bei der subjektiven Refraktion mit einer Prüfentfernung von nur vier Metern unter Umständen um +0,25 Dioptrien überkorrigiert wird. Der Verfasser dieser Rezension erwähnt dies, da er in der Praxis neuerdings immer wieder die Verwendung kürzerer Testdistanzen beobachtet hat und die Vertreiber von Prüfgeräten diese Tatsache zum Teil gänzlich ignorieren.

Im Kapitel der Funktionsprüfungen wurde auch auf die Visusbestimmung bei Kindern und Sehschwachen nicht vergessen. Auch die Bestimmung des Nahvisus und die Messung des Kontrastsehens erhielt Platz. Dem Thema Farbsehen haben sich Wolfgang Sickenberger und Sebastian Marx angenommen. Nach einer Einführung über unterschiedliche Farbtheorien (Young-Helmholtz-Theorie, Gegenfarbentheorie nach Hering, rezeptive Felder nach Kuffler) folgen Überlegungen zur Pathophysiologie, Klassifizierung und Prüfung von Farbsinnstörungen.

Paul Artes komplettiert das Kapitel der Sehfunktionen mit einer Publikation über Perimetrie. Anschaulich zeigt Artes Gesichtsfelddefekte, unter anderem in unterschiedlichen Stadien eines Glaukoms, bei einem Katarakt, bei einer Neuritis nervus optici und bei Schäden innerhalb der Sehbahn zur Sehrinde. Erklärt werden auch die theoretischen Grundlagen nebst der systematischen Beurteilung von Gesichtsfeldbefunden mit Hilfe der Gesamtabweichung (total deviation), Musterabweichung (pattern deviation) und globaler Indizes.

Refraktion, Akkommodation und Presbyopie

Ein weiteres 48 seiten starkes Kapitel ist der objektiven und subjektiven Refraktionsbestimmung inklusive der Nahbrillenbestimmung gewidmet. Die Ausführungen sind auf einem sehr guten Niveau. Absolute Refraktionsneulinge könnten mit den Ausführungen unter Umständen zu Beginn etwas überfordert sein. Im Folgekapitel widmet sich Dirk Seidel dem Themenkreis Akkommodationsfähigkeit und Presbyopie. Sidel stellt die altersabhängige Akkommodationsfähigkeit und Pupillengröße sehr gut mit Hilfe von Diagrammen dar. Auch erklärt der Autor das physiologische Akkommodationsdefizit, welches von der Objektentfernung abhängig ist und mittels MEM-Skiaskopie nachgewiesen werden kann.

Mandelbaum-Effekt, akkommodative Mikroschwankungen, chromatische Aberration und Medikamente können einen weiteren Einfluß auf die Akkommodation ausüben und werden deshalb vom Autor näher erklärt. Im Folgenden erklärt Seidel mögliche Störungen der Akkommodation, wie zum Beispiel Akkommodationsschwäche, Akkommodationsinsuffizienz, Akkommodationslähmung und Akkommodationsexzess. Auch die Messung und Beurteilung des Akkommodationserfolges und des ACA-Quotienten wird erklärt. Ein Organigramm und Tabelle mit Normalwerten hilft beim Auffinden von Nahsehbeschwerden trotz refraktiver Vollkorrektur.

Heterophorien und Begleitschielen

Heterophorien und Begleitschielen wurde ein eigenes Kapitel gewidmet. Holger Dietze legt sich in seinen Ausführungen lobenswerter weise nicht auf ein Untersuchungsverfahren fest, sondern beschreibt vielmehr unterschiedliche Meßverfahren und erläutert verschiedene Korrektionsregeln für eine Heterophorie.

Pathologien

Zentraler Teil des Buches stellt das Kapitel „Gesundheitszustand des Auges“ dar. Über 105 Seiten handeln die Autoren Dietze, Sickenberger und Grein systematisch Augenbewegungsstörungen, Pupillenreaktionen, Spaltlampenbefunde, trockene Augen, Ophthalmoskopie und Tonometrie ab. Eine Vielzahl an Bildern und Tabellen erleichtern das Einarbeiten in die Materie und machen beim Vertiefen vom bestehenden Wissen Spaß.

Hornhauttopometrie

Im letzten Kapitel des Buches erklärt Frank Spors unterschiedliche Messverfahren der Hornhauttopometrie. Dabei geht er auch auf Indizes wie zum Beispiel die Fourier-Analyse ein.

Fazit

Richtig toll an dem Buch ist, dass nach jedem Kapitel ein Fragebogen zur Überprüfung des Wissensstandes angehängt ist. Somit ist das Buch als Lernbuch oder auch als Auffrischungsbuch empfehlenswert. Das Buch „Die optometrische Untersuchung“ ist im Thieme Verlag erschienen, umfasst 310 Seiten, kostet 89,95 Euro und kann bequem über den DOZ Verlag online bestellt werden.

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