Kontaktlinsenreport 2011

Eine exakte Einschätzung betreffend der Marktdurchdringung von Kontaktlinsen ist im österreichischen Markt recht schwierig. Vermutlich tragen derzeit zwischen 6 bis 7 Prozent der österreichischen Bevölkerung Kontaktlinsen. Während in den letzten Jahren die Zahl der Kontaktlinsenträger in Österreich zugenommen hat, kann im letzten Jahr im besten Fall von einer Stagnation gesprochen werden. Einzelne Kontaktlinsenlieferanten gehen sogar von rückläufigen Zahlen aus. Was könnten dafür die Gründe sein?

Marktentwicklungen

Erfreulicherweise hat in den letzten Jahren die Industrie die Kontaktlinsenoptiker vermehrt mit Endverbraucherwerbung unterstützt. Konsumenten wurden zum Thema Kontaktlinse über alle verfügbaren Medien sensibilisiert. Berechtigtes Ziel der Industrie war verständlicherweise eine Absatzerhöhung und die Sicherung von Marktanteilen.

Unstrittig ist, dass der Anteil an Tauschsystemen weiter an Boden gegenüber den maßgefertigten Kontaktlinsen gewonnen hat. Die Sinnhaftigkeit dieser Entwicklung soll an dieser Stelle nicht weiter verfolgt werden. Die Tauschsysteme wurden – unter lautstarker Kritik der Kontaktlinsenoptiker – von einigen Lieferanten und dem Versandhandel als Handelsartikel positioniert. Die Gesetzgebung begünstigt diesen Ansatz. Sie ist im allgemeinen wirtschaftlich liberal und hat selbstverständlich ganz im Sinne des Konsumenten Interesse an vereinfachten Zugängen – wenn es nicht um Güter wie Kriegsgerät handelt. Der Zugang von Kontaktlinsen via Internetversand rangiert derweil in Österreich bereits bei über 20 Prozent und stellt eine spürbare Konkurrenz für Kontaktlinsenoptiker (seien es nun Augenoptiker, Optometristen oder Augenärzte) dar.

Zu große Anzahl von Drop-Outs

Alle diese Entwicklungen sind nicht rückgängig zu machen und sollen deshalb in diesem Artikel nicht weiter betrachtet werden. Die Gefahr für den Gesamtmarkt lauert wie so oft an einer Stelle, der weniger Beachtung im Getümmel geschenkt wird. Ein nicht unwesentlicher Teil ehemaliger Kontaktlinsenträger werden nämlich tagtäglich dem Kontaktlinsenmarkt als Drop-Out entzogen. Kundenaussagen wie „die vertrage ich nicht mehr“ oder „habe ich schon einmal probiert“ kennen wir doch alle. Wenn man dann genauer hinterfragt in welchem Umfeld sich die Unverträglichkeit ereignet hat und welche Hilfsmaßnahmen von professioneller Seite eingeleitet wurden, erhält man gehäuft Auskünfte wie, man habe „ja ohnehin mehrere Kontaktlinsen ausprobiert“. Hinterfragt man beim Betroffenen weiter, so lassen sich nicht selten Defizite oder ein gänzliches Fehlen bei der Anpassung oder Nachbetreuung erkennen.

Zudem gibt es eine nicht ganz neue aber dafür immer stärkere Tendenz, dass sich Brillenträger gänzlich ohne Anpassung mit Kontaktlinsen im Internet eindecken. Im Leserbriefbereich der www.optiker.at landen pro Woche mehrere Anfragen von Endverbrauchern, welche Kontaktlinsen man bei den Werten des Brillenpasses benötige. Oder welche Basiskurve die verträglichste sei. Oder welche Kontaktlinsen derzeit „die Besten“ für die Augen seien. Oder wie man die Pluszylinder am Brillenpass zum Bestellen im Internetshop auf Minuszylinder umrechne. Alle Fragen haben eines gemeinsam – diese Konsumenten „passen“ sich ihre Kontaktlinsen „selbst an“.

Zudem gibt es Kontaktlinsenträger, die eine Anpassung und den Erstkauf beim Kontaktlinsenoptiker absolviert haben, danach im Internet die Kontaktlinsen nachbestellen und Kontrollen dann wahrnehmen wollen, wenn sie mit den Kontaktlinsenwerten nicht mehr so gut sehen, Probleme bekommen oder andere „bessere“ Kontaktlinsen ausprobieren wollen. Nicht selten wird mit dem Auftreten von Problemen das Kontaktlinsentragen frustriert beendet und wieder vermehrt Brille getragen.

Abzuleitende Überlegungen

Den Kontaktlinsenoptikern muss es gemeinsam mit der Industrie gelingen, den Wert und die Notwendigkeit von Anpassung und Folgekontrollen den Konsumenten besser zu vermitteln um aus kurzzeitigen Kontaktlinsenversuchern langfristige Kontaktlinsenträger zu machen.

Die Industrie kann dies mit einem noch stärkeren Hinweis auf die Notwendigkeit einer Anpassung vor dem erstmaligen Tragen und die Wichtigkeit von Kontrollen vor dem Erwerb von Folgeversorgungen begünstigen. Die Kontaktlinsenoptiker sind ihrerseits gefragt auch Tauschsysteme in der Folgeausstattung niemals ohne eine Dioptrienkontrolle, Sitz-Check und standardisierter Befragung zur Kontaktlinsen-Zufriedenheit abzugeben. Vor allem die Evaluierung möglicher Unzufriedenheitspunkte wie Unverträglichkeitserscheinungen, Handhabungsproblemen, Fremdkörpergefühlen und Kostenzufriedenheit geben die Chance rechtzeitig zu reagieren um den Bedürfnissen des Trägers Rechnung zu tragen und somit einen „klammheimlichen“ Drop-Out zu verhindern.

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