Seminarbericht: Fortbildungsveranstaltung Optometrie, 21.-22. Oktober 2011

Die Organisatoren der Tagung, Walter Gutstein, MSc und Berufsgruppenobmann Toni Koller, MSc, begrüßten am Freitag 21. Oktober 2011 in der Wiener Akademie für Optometrie und Hörakustik 26 Teilnehmer zur Fortbildungsveranstaltung Optometrie. Geboten wurden Vorträge zu neuen Erkenntnissen bezüglich der Korrektur einer Konvergenzinsuffizienz bei Kindern, die Problematik bei der Reproduzierbarkeit von Visusbestimmungen, mögliche okuläre Auswirkungen bei der Erkrankung an Diabetes Mellitus, dem Verkauf von Nahrungsergänzungsmitteln, dem aktuellem Stand der Myopieforschung und der Orthokeratologie, Hilfestellungen bei Personen mit einer Keratokonjunktivitis Sicca nach einer Stammzellentransplantation, einer neuen Methodik zur Messung der Reibungseigenschaften weicher Kontaktlinsen und zu Kindern mit Lese-/ Rechtschreibstörung und binokularer Nahstörung.

Kinder mit Lesestörung

Wolfgang Dusek, MSc referierte zum Thema „Kinder und Konvergenz“. Die europäische Norm EN 1729 bestimmt die Ausführung der Schulmöbel. Sie gibt Auskunft über die ideale Sitzhaltung. Fraglich ist jedoch wie groß der ideale oder tatsächlich angewandte Leseabstand eines Kindes ist. Dazu hat Dusek die Lese- und Schreibdistanz von 7-14 Kinder untersucht und kam zum Schluss, dass ein „zu nahes halten“ vom Lesegut nicht einen Rückschluss auf eine mögliche Lesestörung gibt. Die Leseentfernung ist bei Kindern mit Lesestörung und bei jenen ohne Lesestörung etwa gleich. Im weiteren stellte Dusek in den Raum, dass die meisten Nahprüfungen auch bei Kindern im Regelfall bei 40cm erfolgen, während Kinder im Alter von 7 Jahren in der Realität im Mittel einen Leseabstand von 30cm aufwenden. Dies führt zum Beispiel beim Vorliegen einer Konvergenzinsuffizienz bei angenommenen 30cm zu einem deutlich höheren Fusionsaufwand als bei 40cm. Erst zum 14. Lebensjahr steigt der Leseabstand auf durchschnittlich 37cm. Diese Erkenntnisse führen zu Überlegungen hinsichtlich einer prismatischen Korrektur im Falle einer Konvergenzinsuffizienz – falls ein Visualtraining nicht zum gewünschten Erfolg führt.

Reproduzierbarkeit der Visusbestimmung

Walter Gutstein, MSc berichtete in seinem Vortrag über neue Erkenntnisse zur gängigen Visusmessung. Bekannt ist, dass die visuelle Funktion von Kontrast, Farbton und Helligkeit abhängig ist. Aber auch Faktoren wie die zeitliche Komponente beim Betrachten eines Testobjekts spielen eine Rolle. So besteht eine Beziehung zwischen Reizhelligkeit beziehungsweise Leuchtdichte und Darbietungszeit.

Walter Gutstein MSc

Das Blochschen Gesetz sagt aus, dass die Reizschwelle entweder durch größere Intensität bei kürzeren Darbietungszeiten oder durch längere Darbietungszeiten bei geringerer Helligkeit erreicht werden kann. Der gefundene Visus ist somit nicht nur vom Kontrast der Sehzeichen sondern auch von der Darbietungszeit abhängig. Auch die Einhaltung korrekter photopischen Bedingungen spielt bei der Visusmessung eine fundamentale Rolle. Refraktionsräumlichkeiten sollten deshalb bezüglich der darin herrschenden Leuchtdichten evaluiert werden. Gutstein berichtete desweiteren über die Problematik bei der Nutzung unterschiedlicher Methodiken der Visusbestimmung. So führt bereits eine unterschiedliche Vehemenz bei Durchführung der forced choice Methode zu unterschiedlichen Visusergebnissen bei ein und derselben Person. Im Anschluss stellte Gutstein seine entwickelten Tests ‚Central Vision Analyzer‘ und ‚Central Field Acuity Perimetry‘ vor. Der Central Vision Analyzer bietet in 0.05 logMAR Schritten und unter einer alterskorrigierten Darbietungszeit einen Landoltring in vier verschiedenen Stellungen an. Der Proband antwortet auf das dargebotene Sehzeichen mit einem Joystick.

Okuläre Probleme bei Diabetes Mellitus

285 Millionen Menschen sind weltweit an Diabetes erkrankt. 48 Millionen Diabetes Erkrankungen sind davon statistisch in Europa erfasst. In Österreich sind etwa 400.000 Menschen betroffen. Schätzungen zu Folge wird im Jahr 2030 die Zahl der weltweiten Diabetes Erkrankungen auf etwa 438 Millionen Betroffene ansteigen. Prof. Dr. Rachel North von der Cardiff Universität wies unter anderem darauf hin, dass das Einsetzen eines Typ II Diabetes oft bereits 7-10 Jahre vor der Erstdiagnose stattfindet. Zum Zeitpunkt der Diagnose weisen 50 Prozent der Betroffenen bereits Symptome auf. Neu ist, dass auch die Erkrankungsfälle am Diabetes Typ I stark im steigen ist. Vom Jahr 2005 bis zum Jahr 2020 wird sich die Anzahl der Neuerkrankungen im Segment der Kinder bis zum fünften Lebensjahr verdoppeln.

Rachel North

Die okulären Komplikationen reichen von temporären Lähmungen der äußeren Augenmuskulatur, rezividierende Infektionen wie Blepharitis oder Hordeolum, rezidivierende subconjunktivale Hämatome, Xanthelasmen, corneale Pathologien (rezidivierende epitheliale Erosionen, Keratitis punctate, stromale Ödeme, herabgesetzte Hornhautsensivitäten, herabgesetzte Heilungsraten, geringere Infektionsresistenzen), Rubeosis iridis (was wiederum zu einem erhöhten Augendruck führen kann), Kataraktbildung in einem früheren Lebensalter, Glaskörperverflüssigungen (was wiederum zu einer Glaskörperabhebung führen kann), retinale Pathologien bis hin zu Refraktionsschwankungen. Klassisch findet man bei hohen Blutzuckerwerten aufgrund einer Schwellung der Augenlinse eine Myopisierung. Nach einer Normalisierung des Blutzuckerwertes kommt es anschließend zu einer Hyperopisierung. Die refraktiven Schwankungen können zwischen zwei Messungen bis zu drei Dioptrien ausmachen.

Prof. North zeigte an Fallstudien typische Anzeichen eines diabetischen Fundus wie Mikroaneurysmen, dot und blot Blutungen, Cotton-Wool-Spots, venöse Kaliber-Irregularitäten und intraretinale mikrovaskulare Abnormalien (IRMA). Wachstumsfaktoren wie VEGF und IGF-1 führen zu Neovaskularisationen. Sie führen zu Neovaskularisationen am Sehnervenaustritt (NVD) und Neovaskularisationen an anderen Stellen des hinteren Augenabschnitts (NVE). Weitere Komplikationen am Auge sind fibröses Gewebe bei einer proliferativen diabetischen diabetischen Retinopathie, preretinale Blutungen, Glaskörpereinblutungen, exudative Makulopathie, ischämische diabetische Makulopathie, diffuse diabetische Makulopathie und klinisch signifikantes Makulaödem (CSMO). Als eine der ersten visuellen Hinweise auf eine diabetische Retinopathie stellen sich Hinweise auf einen Tritan Defekt (Defekte im Blau-Grün-Anteile des Farbspektrums) und eine herabgesetzte Kontrastsensivität bei den mittleren Ortsfrequenzen ein. Im weiteren referierte Prof. North über die Risikofaktoren an einer diabetische Retinopathie zu erkranken und über die Diabetes Control and Complications Trial (DDCT) – eine Studie mit 1.400 Teilnehmern, die zeigen sollte ob durch eine konsequente Insulintherapie, Schulung und Blutzuckerselbstkontrolle das Auftreten einer diabetischen Retinopathie verzögert oder sogar verhindert werden kann. Zum Schluss ihres Vortrages erhielten die Seminarteilnehmer ein Update über die aktuellen Behandlungsmethoden bei einer diabetischen Retinopathie.

Nahrungsergänzungsmittel im Bezug auf das Auge

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat die Aufgabe eine unabhängige wissenschaftliche Beratung zu Fragen der Lebensmittel- und Futtermittelsicherheit darzustellen. Mag. Markus Zsivkovits, MSc berichtete über diese seit dem Jahr 2002 eingerichtete Stelle, bei der unmittelbar nach der Gründung 44.000 Claims zur Begutachtung eingereicht, welche zu einem Großteil als ’nicht wirksam erwiesen‘ abgelehnt wurden. Fraglich ist bei allen Claims ob das gesamte Lebensmittel oder nur ein Bestandteil wirkt.

Markus Zsivkovits

Im Bezug auf das Sehvermögen kam die EFSA zur Ansicht, dass es einen Zusammenhang zwischen der täglichen Einnahme von 1,5mg Zink und der Aufrechterhaltung des Sehens gibt. Betreffend Lutein stellte die EFSA allerdings fest, dass es keinen Zusammenhang zwischen Einnahme und Wirksamkeit zur Erhaltung des normalen Sehens geben soll. Zum Nahrungsergänzungsstoff Zeaxanthin kam die EFSA ebenfalls zur Ansicht, dass kein Zusammenhang mit dem Erhalt des „normalen Sehens“ nachweisbar ist.

Faktum ist, dass Hersteller Aussagen über die positive Wirkungen von Nahrungsergänzungsmitteln nur bei positiver Bewertung der EFSA tätigen darf. Zsivkovits empfahl nur Nahrungsergänzungsmittel zu verkaufen welche ein österreichisches Verkehrsfähigkeitsgutachten hat. Optometristen und Augenoptiker „sollen sich nicht von wissenschaftlichen Papers täuschen lassen“. Relevant sind nicht Studien sondern ein österreichisches Verkehrsfähigkeitsgutachten. Hinsichtlich dieser rechtlichen Überlegungen legte Zsivkovits den zuhörenden Optometristen und Augenoptikern nahe neben dem Verlangen eines Verkehrsfähigkeitsgutachten auch die Übertragung der lebensmittelrechtlichen Verantwortlichkeit auf den Lieferanten schriftlich zu verlangen.

Myopieforschung und Orthokeratologie

Die Myopie weist in Europa eine Prävalenz zwischen 30-40 Prozent auf. In manchen asiatischen Ländern liegen die Prävalenzen gar zwischen 70-90 Prozent, während in Afrika nur etwa 10-20 Prozent der Bevölkerung von einer Myopie betroffen sind. Dr. Michael Port berichtete in seinem Vortrag über neue Studien zur Myopieforschung. So bewiesen Rose K et al (Arch Ophthalmol, 2008) einen Zusammenhang zwischen Outdoor Aktivitäten und dem geringeren Auftreten einer Myopie. Yi JH, Li RR (Zhongguo Dang Dai Er Ke Za Zhi. 2011 Jan;13(1):32-5) kamen in ihrer Studie zum Schluss, dass durch mehr Outdoor Aktivitäten, längere Zeiten unter natürlichem Licht, weniger Computernutzung und häufigerer Verwendung der Brillenkorrektion die Progression einer Myopie bei Schulkindern verringert werden kann. Ip JM, Saw SM, Rose KA, Morgan IG, Kifley A, Wang JJ, Mitchell P. (Invest Ophthalmol Vis Sci. 2008 Jul;49(7):2903-10.) untersuchten den Zusammenhang zwischen sehr geringen Arbeitsabstand, der monatlichen Dauer des Lesens und dem Auftreten einer Myopie. Das Resultat war, dass das Lesen in einem geringen Leseabstand – kürzer als 30cm – zu einer verstärkten Myopieprogression führen kann. Die Dauer des Lesens spielte bei dieser Studie der Myopieprogression eine untergeordnete bzw. gar keine Rolle.

Dr. Michael Port

Aber auch eine zu geringe Akkommodation ist immer wieder im Gespräch betreffend dem Entstehen einer Myopie. Eine Studie mit knapp 600 Kindern von Berntsen DA et al (Vision Res. 2011 May 11;51(9):1039-46. Epub 2011 Feb 20.) konnte jedoch keinen Zusammenhang zwischen hyperopen Streuungen in der Fovea beim Nahsehen und dem Entstehen einer Myopie im Kindesalter nachweisen. Ganz anders verhält es sich neueren Erkenntnissen zu Folge mit peripheren, retinalen Zerstreuungskreisen und einer Emmetropisierung. So sprechen Hühner sehr gut bei der Emmetropisierung auf induzierte myopische und hyperopische Defokussierung an. Tse DY, To CH. (Invest Ophthalmol Vis Sci. 2011 Oct 17;52(11):8056-62. 2011.) stellten fest, dass die Vergrößerung des Netzhautareals mit myopischer Defokussierung gegenüber dem Areal mit hyperopischer Defokussierung zu einem verringerten Myopiewachstum bei Hühnern führt.

Auch an menschlichen Augen ist es mittlerweile recht gut erwiesen, dass die refraktive Entwicklung durch visuelles Feedback reguliert wird. Trotzdem haben die Ansätze einer Myopiebeeinflussung mit optischen Hilfsmitteln bis dato keinen der erwünschten Effekte aufgezeigt. Dies hängt unter Umständen damit zusammen, dass man sich in den bisherigen Ansätzen auf das zentrale Sehen fokussiert hat. Smith EL 3rd. (Optom Vis Sci. 2011 Sep;88(9):1029-44.) veröffentlichte 2011 eine Studie zur Beeinflussung einer Myopie mit Hilfe von optischen Wirkungen in peripheren Retinabereichen. Die Haupterkenntnis der Studie ist, dass optische Beeinflussungen einer Myopie über das periphere Sehen mehr Erfolg als Manipulationen rein über das zentrale Sehens versprechen. Anstice NS, Phillips JR. (Ophthalmology. 2011 Jun;118(6):1152-61. Epub 2011 Jan 26.) testeten mit 40 Kindern die Effizienz einer weichen Dual-Fokus-Kontaktlinse zur Reduktion einer myopen Progression. Die dazu verwendeten Kontaktlinsen hatten eine zentrale Zone zur Korrektion der Fehlsichtigkeit und anschließende, konzentrische Zonen mit einer +2,00dpt myopischen Defokussierung. Die Kontrollgruppe wurde mit weichen Einstärkenkontaktlinsen der gleichen Parameter jedoch ohne Defokussierungszone versorgt. Aufgezeigt wurde, dass die Myopieprogression bei der Verwendung von Dual-Fokus-Kontaktlinsen (-0,44dpt) signifikant gegenüber der konventionellen Versorgung mit weichen Kontaktlinsen (-0,69dpt) reduziert wurde. Die Erkenntnisse lassen die Vermutung aufkommen, dass eine Reduktion der Myopieprogression auch dann funktioniert, wenn simultan neben der myopischen Defokussierung ein scharfes, makuläres Netzhautbild angeboten wird. Li SM et al (Surv Ophthalmol. 2011 Sep-Oct;56(5):451-60. doi: 10.1016/j.survophthal.2011.06.002. Epub 2011 Aug 2.) untersuchten die Verwendung von multifokalen versus monofokalen Kontaktlinsen um bei Kindern die Myopieprogression zu verringern. Eine Metaanalyse von neun dieser Versuche ergab, dass Schulkinder bei einer Versorgung mit Multifokalkontaktlinsen einer Addition von +1,50 bis +2,00dpt eine statistisch relevante Verringerung der Myopieprogression gegenüber der Kontrollgruppe mit Einstärkenkontaktlinsen aufwiesen. Allerdings gab es Hinweise, dass asiatische Kinder auf die Versorgung mit Multifokalkontaktlinsen deutlich mehr als europäische Kinder ansprachen.

Im Nachfolgenden gab Dr. Port einen ausführlichen Überblick über die historische Entwicklung von Ortho-K Kontaktlinsen und die derzeit am Markt befindlichen Produkte. Dr. Port berichtete, dass eine Reduktion der Myopie bis zu -5,00dpt gut funktioniert. Im Bereich der Hyperopie sah Dr. Port die Grenze der Funktionabilitat bei +1,50dpt. Astigmatismen werden im Gegensatz zu RGP Kontaktlinsen nur zu 50 Prozent korrigiert. Ideale Kandidaten sind Personen mit einem Astigmatismus bis maximal 0,75 Dioptrien. Zur Vorsicht wurde bei irregulären Astigmatismen geraten. Orthokeratologie könnte diese verstärken. Bei älteren Personen ist bei der Verwendung von Orthokeratologiekontaktlinsen mit einer geringeren und verzögerten Reaktion zu rechnen. Im weiteren referierte Dr. Port zu möglichen Komplikationen bei der Anpassung von Orthokeratologiekontaktlinsen. Abschließend riet Dr. Port zum Erstellen von Anpassrichtlinien seitens professioneller Stellen und dem weiteren Verfassen von Studien betreffend des realen Risikos von Infektionen bei der Anwendung von Orthokeratologie. Um die Sicherheit der Ortho-K Kontaktlinsenträger zu gewährleisten sei eine intensive Betreuung durch die Kontaktlinsenoptiker jedenfalls erforderlich.

Keratokonjunktivitis Sicca nach erfolgter Stammzellentransplantation

Dr. Zoya Kuzmina gab einen Überblick über Umweltfaktoren, medikamentöse Einflüsse und Erkrankungen die ein Sicca Syndrom begünstigen können um im weiteren auf das Kernthema ihres Vortrages einzugehen. Im AKH Wien werden jährlich etwa 100 Stammzellentransplantationen durchgeführt. Nach einer Stammzellentransplantation erleiden etwa 40-60 Prozent die okuläre Manifestation einer Chronische Graft-Versus-Host Disease (GvHD). Photophobie, Irritationen, und ein Fremdkörpergefühl sind die häufigsten Symptome, während eine Keratitis punctata das häufigste Erscheinungsbild bei einer okulären Manifestation der cGvHD darstellt. Eine okuläre cGVHD kann zudem zu einer Fibrosis – wie beim Sjögren Syndrom – führen. Die Symptome und Zeichen einer nach erfolgter Stammzellentransplantation entstandenen Keratokonjunktivitis Sicca reichen von einem Trockenheitsgefühl, Kratzen bis hin zu Schmerzen.

Zoya Kuzmina

Dr. Kuzmina berichtete im Folgenden über die Verifizierung einer Keratokonjunktivitis Sicca, unter anderem mit Hilfe von Fluoreszein, Bengal Rosa, Lissamingrün und dem Lacrimal Gland Function Test. Als Management einer Keratokonjunktivitis Sicca nach erfolgter Stammzellentransplantation kommen eine anti-inflammatorische Behandlungen, Benetzung mit Hilfe von Tränenersatzmitteln, Augentropfen aus autologem Serum welche den epithelialen Wachstumsfaktor und Vitamin A beinhalten, Reduktion der Verdunstungsrate am Auge, Punctum Plugs, Verbandkontaktlinsen, Verhinderung infektioser Krankheiten und der Therapie der auftretenden Komplikationen in Betracht. Das wichtigste Therapieziel beim Management einer okulären cGvHD ist – abhängig von der Akutheit und Schwere der Entzündung – die Verringerung derselben und der Trockenheitsgefühlen. Topisch angewandte Immunosuppressor wie Cyclosporin gelten hierbei als eine erfolgsversprechende Strategie um Entzündungen und Trockenheitsgefühle zu reduzieren.

Patienten mit einer Keratokonjunktivitis Sicca nach erfolgter Stammzellentransplantation werden folgende Empfehlungen gegeben: Häufigerer Lidschlag, Monitorhöhe unterhalb der Kopfhöhe platzieren, Pausen bei Computerarbeit einlegen, geeigneter Brillenschutz gegen Sonne und Wind, Verzicht auf Zigarettenkonsum und Aufenthalt in verrauchten Räumen, Wasseraufnahme von 6-8 Gläsern pro Tag und die prophylaktische Nutzung von Tränenersatzstoffen. Besonders wichtig sind regelmäßige Kontrollen des Verlaufs einer Keratokonjunktivitis Sicca um weitere Komplikationen im Vorfeld zu vermeiden.

Reibungseigenschaften weicher Kontaktlinsen

Gut verträgliche, weiche Kontaktlinsen müssen neben einer ungehinderten Desaquamation unter anderem auch eine ungehinderte physiologische Apoptose, Aufrechterhaltung des Tränenfilms, 1mm Beweglichkeit im Zuge des Lidschlags beim Blick geradeaus, Nachlauf von 1,5mm bei Adduktion, einem gleichmässigen Skiaskopiereflex beim Lidschlag, ein eindeutiges Ergebnis bei der Überrefraktion und klares Kontrastsehen aufweisen. Anton Koller, MSc referierte über die Dynamik von Kontaktlinsen am Auge. So zentriert laut Koller eine verhältnismäßig dicke Kontaktlinse tendenziell besser als eine vergleichsweise dünne Kontaktlinse aufgrund der geringeren, inneren Spannungsverhältnisse der dünnen Kontaktlinse.

Anton Koller

Laut dem Amontonschen Haftreibungsgesetzen ist a) die Reibungskraft von der Ausdehnung der Reibfläche unabhängig und b) die Reibungskraft zu der Normalkraft zwischen den Reibflächen (Presskraft) direkt proportional. Die Amontonschen Haftreibungsgesetze gelten für Feststoffe. Die Flüssigkeitsreibung ist dagegen von der Viskosität der Flüssigkeit abhängig. Koller demonstrierte dies anschaulich mit einem kurzen Video indem eine Person über ein mit Maisstärke gefülltes Schwimmbecken lief.

Bei Gelen – wie bei Kontaktlinsen – ist die Flächenpresskraft der entscheidende Faktor für die Reibung. Die bisherigen Methoden zur Messung der Reibungseigenschaften weicher Kontaktlinsen – die Pin on Disk oder die Rasterkraftmikroskopie – weisen jedoch eine relativ geringe Korrelation zur tatsächlichen Situation am Auge auf. Koller berichtete in diesem Zusammenhang über eine neue Methodik der Messung des Reibungswiderstandes von Kontaktlinsen mittels Hornhautsimulation durch eine 24mm große Teflonkugel.

Kinder mit Lese-/ Rechtschreibstörung und binokularer Nahstörung

Im Jahr 2012 wird Österreich weit etwa 420.000 Volksschüler geben. Davon leiden etwa 15 Prozent – also 63.000 Volksschüler – an einer Lese-/Rechtschreibstörung. In einer Studie mit über 1.000 Kindern wurde in der Gruppe von Kindern mit einer Lese-/Rechtschreibstörung primär eine Akkommodation/Vergenz Dysfunktion, eine Konvergenzinsuffizienz oder ein Konvergenzexzess gefunden. Refraktive Fehler oder Phorien hatten einen signifikant geringeren Anteil in dieser Gruppe mit Lese-/Rechtschreibstörung. In diesem Zusammenhang stellte Wolfgang Dusek, MSc fest, dass eine alleinige Messung der zentralen Sehschärfe beim Schuleintrittsalter nicht ausreichend sei.

Wolfgang Dusek

Die „normale Konvergenz“ setzt sich aus der psychischen, akkommodativen und der fusionellen Konvergenz zusammen. Den Löwenanteil hält die akkommodative Konvergenz. Beim Vorliegen einer Konvergenz Insuffizienz (niedriger AC/A Quotient) ist die akkommodative Konvergenz wesentlich geringer als bei einem ’normalen Augenpaar‘. Die Differenz muss durch aufwendige fusionelle Konvergenz kompensiert werden. Anders als bei einem dreidimensionalen Spielzeug – wo der Anreiz zum Einfachsehen sehr hoch ist – fällt es einem Kind mit einer Konvergenz Insuffizienz beim Anblicken eines zweidimensionalen Buchstaben viel schwieriger mit Hilfe der fusionellen Konvergenz die Schrift einfach zu halten. So kann aus einem V schon einmal schnell ein W werden. Als Maßnahme bei einer Konvergenz Insuffizienz empfahl Dusek eine dioptrisch-prismatische Lesebrille (+1,50dpt mit 8cm/m Basis innen) in Form einer Halbbrille oder ein Visual Training (HTS).

Beim Konvergenz Exzess (hoher AC/A Quotient) ist die akkommodative Konvergenz zu hoch und der Überschuss muss mit einer negativen fusionellen Konvergenz kompensiert werden. Als Maßnahme bei einem Konvergenz Exzess empfahl Dusek eine dioptrisch Lesebrille (+1,50dpt) oder ein Visual Training (HTS). Viel schwieriger aufzudecken ist die Dysfunktion der akkommodativen Konvergenz. Hier liegt ein normaler AC/A Quotient vor. Sie wird mit dem Akkommodationsfacility-Test (+/-2dpt) und dem Konvergenzfacilitytest (3cm/m B I, 12cm/m B O) evaluiert. Als Maßnahme bei einer Dysfunktion der akkommodativen Konvergenz empfahl Dusek ein Visual Training (HTS) oder je nach Art der Dysfunktion eine dioptrisch Lesebrille (+1,50dpt) oder dioptrisch-prismatische Lesebrille (+1,50dpt mit 8cm/m Basis innen).

Zusammenfassung

Die Referenten haben es geschafft in konzentrierter Form über zwei Tage hindurch dem Auditorium nicht nur interessante, sondern auch für die tägliche Praxis hilfreiche Tipps mit auf den Weg zugeben. Die mit acht GOC-Punkten dotierte, zweitägige Fortbildungsveranstaltung Optometrie war deshalb nicht nur lehrreich sondern hat den Teilnehmern neue Impulse für die tägliche Ausübung der Optometrie gegeben. Für kommende Seminare werden wahrscheinlich größere Vortragsräumlichkeiten notwendig werden, da der Saal am letzten Wochenende bis zum allerletzten Platz ausgefüllt war.

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