Die SICHT.KONTAKTE – ein Treffen von Kontaktlinsenanpassern, Augenoptikern und Optometristen – fand 2023 in Berlin statt. Unsere Redakteurin Susanne Nemetz, MSc hat die Veranstaltung besucht und einen Bericht über ihre Eindrücke für das optikum verfasst.
Das Programm wurde von der VDCO (Vereinigung deutscher Contactlinsen-Spezialisten und Optometristen), der IVBS (Internationale Vereinigung für Binokulares Sehen) und dem ZVA (Zentralverband der Augenoptiker) zusammengestellt. Im Rahmen der Veranstaltung wurden Vorträge und Workshops angeboten. Das optikum hat die SICHT.KONTAKTE 2023 besucht und im Folgenden über eine Auswahl des Programms einen Bericht mit Impressionen des Berliner Events zusammengestellt.
Versorgungsmöglichkeiten bei einem Keratokonus
Im Vortrag von Dr. Elias Flockerzi wurden über die aktuellen Versorgungsmöglichkeiten von Keratokoni am Homburger Keratoconus Center berichtet. Die Einteilung des Keratokonus erfolgt hierbei mit der ABCDE-Klassifizierung. Dabei wird jeder Buchstabe für ein Kriterium wie die Radien der cornealen Vorder- und Rückfläche, die Verdünnung der Hornhaut, dem Visus und der Biomechanik eingeteilt. Jedes der Kriterien wird in vier Stadien klassifiziert. In Folge ist eine sehr gute Beschreibung der Progredienz eines Keratokonus möglich.
Bei geringen Stadien ist die Versorgung der Koni mit Brillen und weichen Kontaktlinsen naturgemäß noch möglich, wobei formstabile Kontaktlinsen nahezu immer erfolgreicher sind. Sollte sich der Konus rasch verändern, kann mit Crosslinking die Hornhaut stabilisiert werden. Gute Erfolge zur Verbesserung des Visus sieht Folckerzi mit der Nutzung interstromaler Ringsegmente. Dieses reversible Verfahren flacht die Hornhaut ab und mach sie regelmäßiger. Bei einem akutem Keratokonus – bei dem die Descement-Membran einreißt und es zu Flüssigkeitseinlagerungen in der Hornhaut kommt – sei es möglich mit einer tiefstromalen Kompressionsnaht die Trübung schnell wieder resorbieren zu lassen.
Keimbefall auf Brillen
Der mit 2000 Euro dotierte Peter-Abel-Preis ging diesjährig an Dr. Birgit Fritz, deren Arbeit über Mikrobiotika auf der Brille und ihre hygienische Bedeutung damit honoriert wurde. Mit der rRNA-Sequenzierung konnten 665 verschiedene Gattungen von Mikroorganismen auf getragenen Brillen nachgewiesen werden. Es wurden einerseits Brillen von Altersheimen und andererseits Brillen von Hochschülern als Proben herangezogen. Dabei wurden bei den älteren Personen wesentlich mehr unterschiedliche Keime festgestellt als beim jüngeren Klientel. Diese Tatsache widerspiegelt die altersbedingte Veränderung des Hautmikrobioms.
Die stärkste Besiedelung von Mikrobiotika wurde an den Nasenpads und an den Bügelenden nachgewiesen. Da es sich dabei auch um potentiell pathogene Keime handelt, könnten sie unter Umständen eine Augen-Infektion bei immungeschwächten Menschen auslösen. „Wenn es um die Hygiene und Reinigung der Brillen geht, ist die feuchte Reinigung der trockenen Reinigung vorzuziehen, da es dabei zu einer signifikanten Reduzierung der Keimzahlen kommt“, führte Fritz aus.
Lernen mittels App
Mit einer neuen Innovation, einer Lern-App für Optometrie stellten Annika Keller und Laura Dietrich ihre Masterarbeit vor, welche den Gunter-Schamberger-Preis erhielt und mit 1000 Euro honoriert wurde. Ihr gemeinsames Ziel war es, eine App zu entwickeln, mit der das gelernte Wissen regelmäßig wiederholt werden kann und einfach sowie benutzerfreundlich ausführbar ist. Nach der Entwicklung und Programmierung wurde die App von über 1000 Personen 30 Tage lang getestet.
Verschiedene Kriterien wie Wiederholen von Wissen, Lernen neuer Inhalte, Alltagstauglichkeit, Erfüllen der Erwartungen, Einschätzung der allgemeinen Bedienbarkeit wurden mit 4 von 5 Sternen bewertet. Aufgrund des großen Interesses der Lern-App ist eine Fortführung und Erweiterung der App Mitte 2024 geplant. Der Prototyp ist noch kostenlos mittels QR-Code auf laola-prototype.web.app am Smartphone installierbar. Aktuell werden Vorschläge für neue Fragen, für die App von Keller und Dietrich erbeten.
Neben den wissenschaftlichen Vorträgen und Workshops gab es noch ausreichend Zeit für eine begleitende Industrieausstellung. Und das Netzwerken mit den deutschen Kollegen machte ebenso Spaß.
Die Autorin dieses Artikels, Susanne Nemetz, MSc
Augenoptikerin & Master of Science (Klinsche Optometrie/Clinical Optometry)