Vorteile und Optik asphärischer Plusgläser

Ein asphärischer Schliff bringt besonders bei Pluswirkungen ein flacheres und dünneres Design. Nebenbei kann auch noch das Gewicht des Brillenglases minimiert werden. Die geringere Eigenvergrößerung gegenüber sphärischen Gläsern bringt einen entscheidenden ästhetischen Vorteil. Außerdem ist die wesentlich bessere Abbildungsqualität, unter anderem durch die Optimierung des Verzeichnungsfehlers, zu bemerken.

Schon in der Wikingerzeit wurden asphärische, also nicht kugelförmige,
Bergkristall-Linsen hergestellt. Es ist jedoch fraglich ob die Flächen zufällig
entstanden sind oder ob diese optimierten Flächen gezielt hergestellt wurden.
Im 19. Jahrhundert wurden die Asphären erstmals berechnet und in der Instrumentenoptik
eingesetzt. Mehrere monochromatische Abbildungsfehler konnten so erstmals vermindern
werden.

Alvar Gullstrand brachte 1909 die Asphären in die Brillenoptik
ein. Primär war ihm die Entwicklung eines verbesserten Starglases ein Anliegen.
Die technischen Möglichkeiten waren zu dieser Zeit noch stark begrenzt, was
in einem überdurchschnittlichen hohen Preis für solche Brillengläser resultierte.

Erst durch Unterstützung durch CNC gesteuerte Schleif- und Poliermaschinen
wurden ab Mitte der 80er Jahre asphärische Brillengläser für den breiten Gebrauch
herstellbar. Weitere Impulse bei der Fertigung asphärischer Gläser erhielt die
Industrie im Zuge der Berechnung von Gleitsichtgläsern. Vor allem das Bedürfnis
nach immer dünneren und leichteren Brillengläsern förderte die breitere Entwicklung
der asphärischen Brillengläser.

Die Oberflächengeometrie der Plusasphären ist folgendermaßen
beschaffen: Der Vorderflächenradius nimmt von der Mitte zum Glasrand hin zu,
d.h. das Glas wird zum Rand hin flacher. Der Brillenträger profitiert von folgenden
Vorteilen:

  • Die Brillengläser werden ästhetisch vorteilhafter, da sie flacher werden.
    Die Scheiteltiefe wird geringer.
  • Im Zuge der flacheren Vorderfläche wird die Mittendicke minimiert. Die
    Brillengläser werden dünner.
  • Flachere, dünnere Gläser werden in Folge leichter.
  • Vorderflächenradius, Mittendicke und Brechzahl des Brillenglases bestimmen
    die jeweilige Eigenvergrößerung (Eigenvergrößerung N = 1 / (1 – d/n * D1).
    Durch die flachere Vorderfläche und der geringeren Mittendicke ist die Eigenvergrößerung
    reduziert. In Kombination mit höherbrechenden Materialien profitieren träger
    asphärischer Brillengläser von einer geringeren Vergrößerung der Augenpartie.
  • Durch den geringeren Vorderflächenbrechwert asphärischer Gläser, kann
    auch die Rückfläche weniger stark gewölbt gefertigt werden. In Folge rückt
    der Scheitelpunkt S2 näher zum Auge – der HSA ist kleiner als bei sphärischen
    Brillengläsern mit gleichem Gesamt-Scheitelbrechwert. Durch den geringeren
    HSA wird die Verzeichnung (Distorsion) verringert. Gehört der Brillenträger
    einer Berufsgruppe an, die besonders auf die Beurteilung gerader Linien
    angewiesen ist, kann eine Verwendung asphärischer Plusgläser deutliche Verbesserungen
    erzielen. So sind vor allem Architekten und Personen in der Bauwirtschaft
    mit asphärischen Plusgläsern besser versorgt. Neben der verbesserten Abbildungsqualität
    auf der Netzhaut wird auch die Augenpartie des Trägers verzerrungsfreier
    gesehen.
  • Der geringere HSA führt außerdem zu Durchblickspunkte, die näher an der
    optischen Achse liegen. Dadurch kommt es zu einer weiteren Reduktion der
    monochromatischen Abbildungsfehler.

Bei hochwertigen Brillengläsern wird zudem der auf der Vorderfläche
entstehende Astigmatismus schiefer Bündel durch eine kompensatorischen Astigmatismus
auf der Rückfläche ausgeglichen. Hier lohnt sich ein Vergleich bei der Auswahl
seines Produktportfolios.

Bei sphärischen Gläsern steigt der Brechwert zum Rand hin an.
Durch die Abflachung der asphärischen Brillengläser zum Rand hin wird dieses
Phänomen unterbunden. Teilweise sinkt der Brechwert zum Rand hin sogar. Die
leichte Unterkorrektur am Rand kann mittels Akkommodation ausgeglichen werden.

Natürlich muss – wie bei jedem Plusglas – der kleinst mögliche
Gasdurchmesser bestellt werden um die ästhetischen Vorteile nicht zu verspielen.
Zudem müssen asphärische Brillengläser ausnahmslos nach der Augendrehpunktsforderung
zentriert werden. Jeder Punkt einer Asphäre wurde vom Hersteller im Normalfall
für einen genau definierten Blickwinkel berechnet und hergestellt. Wird ein
asphärisches Brillenglas nun falsch zentriert, kommt es verstärkt zu Abbildungs-
und Refraktionsfehlern. Der Visus kann in Folge deutlich reduziert werden. Wird
zum Beispiel nach Messung und Fertigung die Brille stärker inkliniert, ist im
oberen Bereich eine Verstärkung und im unteren Bereich eine Verringerung der
Pluswirkung zu beobachten. Um solche Fehler zu vermeiden, muss unbedingt vor
der Höhenmessung die jeweils passende Inklination eingestellt werden.

Falsche Zentrierungen in der Horizontalen führen ebenfalls zu
Abbildungs- und Refraktionsfehlern. Nahbrillen sind deshalb ebenfalls immer
auf Fern-PD zu zentrieren. Sollte eine Konvergenzunterstützung benötigt werden,
darf dies nur mit Prismen mit der Basislage innen erfolgen. Ein selbst hergestelltes
Prisma mittels Dezentrierung führt unweigerlich zu den genannten Abbildungs-
und Refraktionsfehlern.

Die Vorteile asphärischer Plusgläser werden von immer mehr Brillenträgern
geschätzt. Neben den besseren Abbildungseigenschaften führt vor allem die bessere
Kosmetik primär zur Kaufentscheidung beim Konsumenten.

Literaturquellen:
[1] Seit wann nutzt man die Vergrößerung optischer Linsen, www.optiker.at/archiv/museum/visby/visby.htm
[2] Der Augenoptiker 5/2001
[3] Formelsammlung für Augenoptiker, Dipl.Ing. A. Dambach
[4] Auge und Brille, Josef Reiner
[5] Handbuch zur Geschichte der Optik, E.H. Schmitz

Diese Fehlermeldung ist nur für WordPress-Administratoren sichtbar

Fehler: Kein Feed gefunden.

Bitte geh zur Instagram-Feed-Einstellungsseite, um einen Feed zu erstellen.