optikum: "Herr Dr. Emeakaroha, können Sie unseren Lesern einen Eindruck über Ihren Werdegang zum Prister geben?"
Emeakaroha: Ich wurde am 22. Februar 1971 in Imo State – Nigeria, als zweiter von neun Geschwistern geboren. Von 1977 bis 1988 besuchte ich die Volksschule und das Gymnasium, wo ich 1988 die Matura ablegte. Von 1989 bis 1994 habe ich das Philosophiestudium an der Hochschule des Priesterseminars in Nigeria absolviert.
optikum: "Wie führte Sie Ihr Weg gerade nach Österreich?"
Emeakaroha: Aufgrund der Partnerschaft zwischen meiner Heimatdiözese und der Diözese St. Pölten bin ich im Sommer 1995 nach Österreich gekommen. Zuerst besuchte ich einen Deutschkurs am Goetheinstitut in Wien und danach studierte ich 1995 – 1999, Theologie und Pädagogik an der Philosophisch – Theologischen Hochschule in St. Pölten. Zwischen Oktober 1999 und Oktober 2003 habe ich an der Universität Wien das Doktorat in Dogmatische Theologie absolviert. In der Pfarre Krems St. Veit habe ich im Jahr 1999 als Pastoralassistent gearbeitet. Aber seit meine Priesterweihe am 29. Juni 1999, arbeite ich als Kaplan in der Pfarre Obergrafendorf. Seit Februar 2001 bin ich der geistliche Leiter vom SchülerInnenzentrum in St. Pölten.
Eine große Menge gesammelter Brillen werden von Freiwilligen gemessen, sortiert, gesäubert und verpackt
optikum: "Warum initieren Sie dieses Brillenprojekt für Ihr Heimatdorf?"
Emeakaroha: Die Projektzielgemeinde Umunohu – Amakohia liegt im Osten von Nigeria und hat circa 6000 Einwohner. In diesem Dorf gibt es zwar ein kleines Spital, aber keine Augenabteilung. Seit 1999 fliege ich jedes Jahr mit interessierten Österreichern in mein Heimatdorf Umunohu, um ihnen das Dorfleben miterleben zu lassen. Während der Reise und durch die verschiedenen Begegnungen mit den Dorfbewohnern ist es mir aufgefallen, dass viele Menschen an Augenerkrankungen leiden. Im August 2003 war ich mit Dr. Jörg Hildebrand (St. Pölten) und Dr. Susanne Kienbacher (Wien) und Optikerin Martina Naimer in diesem Dorf.
Noch bevor die Fehl- und Alterssichtigen zur Messung bzw. Untersuchung kommen…
…werden Daten aufgenommen und eine standartisierte Anamnese von lokalen Helfern durchgeführt.
Diese Fachleute haben meine Beobachtung bestätigt und ihr Bestes getan, um die erkrankten Menschen mit entsprechenden Brillen zu versorgen. Aber es gibt eine zunehmende Nachfrage Augenbehandlungen durchzuführen. Wie ich jetzt im Februar 2005 auf Heimaturlaub mit zehn Österreichern war, haben wir mit großer Sorge festgestellt, dass immer mehr Menschen an einer Augenschwäche leiden. Darunter auch viele Jugendliche und Kinder. Gerade hier kann sich eine frühe Erkennung einer Sehschwäche und eine entsprechende Behandlung sehr positiv auswirken. Darum bin ich jetzt auf der Suche nach Optikern und Augenärzten, die bei diesem Projekt mitmachen.
Die Augenvermessungen erfolgen…
…mit einem englischsprachigen Dolmetscher, meist lokale Krankenschwestern oder Lehrerinnen.
optikum: "Welchen Nutzen haben die Menschen in Ihrem Dorf vom Brillenprojekt?"
Emeakaroha: Die Wichtigkeit gesunder Augen in der Gesamtentwicklung eines Menschen kann man nicht genug betonen. Ganz besonders in Nigeria stellt das Problem der Fehlsichtigkeiten und Augenerkrankungen einer der größten Herausforderung für die Regierung. Nach einem nigerianischen Zeitungsbericht im Mai 2004 laufen etwa 1,3 Mio Menschen in Nigeria der Gefahr, blind zu werden, sollten sie nicht bald zu einer vernünftigen Augenbehandlung kommen. So gesehen wäre mein geplantes Projekt ein Tropfen auf den heißen Stein. Ich bin trotzdem so motiviert, diesen Schritt zu machen, da ich fest davon überzeugt bin, dass verschiedene Tröpfchen Wasser zu einem Meer werden können. Ein Augenbehandlungsprojekt in Umunohu wäre eine gewaltige Hilfe für viele arme Menschen, die an Fehlsichtigkeiten oder Augenerkrankungen leiden, aber finanziell nie in der Lage sein werden, sich Brillen oder eine teuere Behandlung in der Stadt zu leisten. Obwohl in diesem Dorf keine große Lesekultur vorhanden ist, wäre ein Augenbehandlungsprojekt eine große Hilfe für die Menschen, ihren Alltag als Handwerker, Bauern, Fischer, Verkäufer am täglichen Markt besser zu bewältigen.
Dr. Hildebrandt bei der Augenuntersuchung
An Cataraktoperationen ist vor Ort nicht zu denken,
oberflächliche Anomalien können aber teilweise behandelt werden.
optikum: "Wie ist es denn um die politische Stabilität in Nigeria bestimmt? Können Sie mit der Zustimmung der Regierung rechnen?"
Emeakaroha: Ich bin zweimal im Jahr mit einer österreichischen Reisegruppe in Nigeria und durch diese Reisen ist eine gewisse Verbindung zwischen Österreich und Nigeria entstanden. Diese Verbindung wird von der Landesregierung Imo State hoch geschätzt. Darum steht die Regierung meinen Projekten aufgeschlossen gegenüber. Bei allen der Hilfsprojekte, die ich bis jetzt aus Österreich für mein Dorf organisiert habe, habe ich immer die Vertreter der Regierung von meinem Vorhaben informiert und bis jetzt habe ich immer ihre positive Zustimmung bekommen. Nach dem letzten großen Projekt (Brunnenprojekt) im August 2004 hat sogar die Landesregierung von Imo State Lob und Anerkennung für die österreichischen Sponsoren ausgesprochen. Natürlich gibt es Spannungen zwischen Christen und Muslimen in Nigeria, nur liegt mein Heimatdorf sehr weit südlich in Nigeria. In der südlichen Hälfte von Nigeria lebt die christliche Volksgruppe – viele hunderte Kilometer entfernt den muslimischen Volksgruppen.
Die Helfer bei einem Buschspaziergang – immer in Begleitung von Kindern…
…und beim Dorffest
optikum: "Welche Helfer benötigen Sie für Ihr Brillenprojekt?"
Emeakaroha: Vor allem brauchen wir ganz dringend die Mitarbeit von vielen Optikern und Augenärzten, die bereit wären, im Februar 2006 mit mir und einigen Mitgliedern meiner Pfarrgemeinde Obergrafendorf nach Nigeria (Umunohu – Amakohia, Ihitte, Uboma, L.G.A., Imo State, Osten von Nigeria) zu fliegen, um vor Ort Menschen mit Fehlsichtigkeiten und Augenerkrankungen zu helfen. Als Termin ist der 3. bis 20. Februar 2006 geplant.
Tänzer beim Dorffest
optikum: "Mit welchen Sachspenden könnte man Ihr Brillenprojekt in Nigeria unterstützen? "
Emeakaroha: Es hat sich als sehr vorteilhaft erwiesen, bereits fertige Brillen mitzunehmen. Ideal wäre es, wenn Augenoptiker alte Brillen sammeln, vermessen und reinigen und anschließend zu mir senden würden (Anm. der Redaktion: hier finden Sie die Adresse). Ganz besonders toll wäre es, wenn Augenoptiker oder deren Lieferanten alte, unverkäufliche Fassungen zur Verfügung stellen würden. Diese müssten allerdings noch verglast werden – am besten mit gängigen Werten, rechts und links gleich. Natürlich ist das nach westlichen Maßstäben – auch wegen des Augenabstandes – fachlich unkorrekt. Wir rechnen jedoch mit einem Aufkommen von etwa 2.000 Patienten. Eine Anfertigung vor Ort kommt schon alleine aus Zeitgründen nicht in Frage. Die Fehl- und Alterssichtigen sind mit diesen "Fertigbrillen" auf jeden Fall um vieles besser dran als ohne Sehbehelf!
Mineralwasser wird auch zum Zähneputzen verwendet
optikum: "Wie funktioniert die Unterbringung und Versorgung der Helfer?"
Emeakaroha: Mein Großvater ist der Häupling unseres Dorfes und mein Vater ist sein Nachfolger. Wir haben ein großes Haus und verfügen über acht Zimmer zum Übernachten. Mahlzeiten werden bei uns im Haus gemeinsam eingenommen. Für die Helfer wird massenweise Mineralwasser mitgenommen. Sicherheitshalber wird jeder Kontakt mit dem Trinkwasser aus dem Dorf vermieden. Auch das Zähneputzen wird mit dem Mineralwasser erledigt. Wir verfügen als einziges Haus im Dorf über einen Stromgenerator, der auch die optischen Geräte der Helfer speist. Übrigens: Wunderbar ist die Schmackhaftigkeit der tropischen Früchte vor Ort.
Dr. Emeka Emeakaroha ist der einzige farbige (freiwillige) Feuerwehrmann in Österreich.
Dies war dem ORF sogar einen Bericht im Februar 2002 wert.
Name und Anschrift für den Verantwortlichen den Brillenprojektes
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Projekt-Reisetermin
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Mögliche Unterstüzungsarten
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optikum-Infos zu Nigeria
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