Vielfalt in Mailand – Interview mit MIDO Präsident Giovanni Vitaloni

Am 30. April 2022 war es endlich wieder soweit – die MIDO konnte nach den Wirren der Pandemie ihre Tore in der Fiera Milano für Industrie und Augenoptiker erneut öffnen. Das optikum hat mit MIDO Präsident Giovanni Vitaloni am Tag nach der Eröffnung der MIDO 2022 ein Gespräch geführt.

Gratulation zur gelungenen MIDO 2022. Sie mussten ja Ihre 50jähriges Jubiläumsausgabe wegen der CoVID-19 Pandemie gleich mehrmals verschieben. Wie ist es Ihnen dabei emotional gegangen?

Giovanni Vitaloni: „Wir haben das 50jährige MIDO Jubiläum wegen der Pandemie tatsächlich gleich fünfmal hintereinander organisieren müssen. Das war für unser Team wegen den Enttäuschungen der viermal notwendig gewordenen Verschiebungen eine harte Arbeit. Im Jahr 2020 haben wir als Ersatz für die Messe eine digitale Edition durchgeführt. Ungeachtet des digitalen Erfolgs, hat unser Team die MIDO, wie wir sie in Präsenz kennen, sehr vermisst. Dank unserer Flexibilität haben wir die Zeit gut überbrückt und es nun endlich geschafft. Im Nachhinein ist es sehr schön zu sehen, dass alles geklappt hat. Wenn man in der augenoptischen Branche arbeitet, dann führt eigentlich kein Weg an einem Besuch MIDO vorbei.“

Giovanni Vitaloni

Wie wurde die Digital Edition der MIDO von der Branche angenommen?

Giovanni Vitaloni: „Die Digital Edition war als Alternative zur normalen MIDO im CoVID-Jahr 2020 sehr wichtig. Diese Art von Veranstaltung hat es uns ermöglicht die Marke MIDO trotz der Pandemie weiter auszubauen. Die virtuelle Version hatte vor allem in der Kommunikation seine Stärken. Auch die Online-Workshops wurden gut angenommen. Die Digital Edition der MIDO ermöglichte selbst in der schweren Pandemiezeit ein Fenster zu den Ausstellern offen zu halten. Sehr erfolgreich waren übrigens die Speed-Datings, welche zwischen den Herstellern und den Augenoptikern abgehalten wurden. Klarerweise war das kein geeigneter Platz für Sales, aber durch diese Maßnahme konnte das Netzwerken am Leben gehalten werden.“

Wird die Digital Edition der MIDO weiterbestehen?

Giovanni Vitaloni: „Ja. Auch bei der kommenden MIDO – vom 4. bis 6. Februar 2023 – wird unsere digitale Edition ein wichtiger Teil und eine Ergänzung darstellen. Zudem ist die Online-Veranstaltung auch ein Ereignis, an dem jene Personen teilnehmen, die nicht zur MIDO anreisen können. Selbstverständlich ist die Präsenzveranstaltung der MIDO weiterhin der wichtigste Teil und kann durch eine Online Edition nicht ersetzt werden. Die digitale Edition dient jedoch als wichtige Ergänzung für die MIDO.“

Der Samstag Morgen war für mich und das Team der MIDO ein extrem emotionaler Moment

Wie haben Sie die Eröffnung der MIDO 2022 erlebt?

Giovanni Vitaloni: „Der Samstag Morgen war für mich und das Team der MIDO ein extrem emotionaler Moment. Maestro Ennio Morricone komponierte den Song „Infinite Visioni“ für das 50-jährige Bestehen der MIDO. Das Musikstück war ein Geschenk aus Kunst und Schönheit um die 50 Jahre der MIDO zu feiern. Es war jedoch auch ein Manifest um die Herzen der Menschen zu erreichen. Ursprünglich war ein Konzert mit Maestro Morricone zur Eröffnung der Jubiläums-MIDO geplant gewesen. Die Pandemie hat jedoch alles durcheinandergebracht und Morricone ist ja leider am 6. Juli 2020 verstorben. So wurde bei der Eröffnung der MIDO ein Video mit vorangehenden Grußworten von Ennio Morricone eingespielt. Wir waren beim Hören der weltweiten Vorpremiere dieses Meisterwerks emotional sehr betroffen. Zu der Musik von Morricone wurde ein Ballett unter der Choreographie der Compagnia del Balletto di Parma und den talentierten Nnamdi Nwangu und Sofia Macinati dargeboten. In diesem Moment war zu spüren, dass die Branche zusammenhält. Zudem spielte Star-Rapper Dargen D’Amico – übrigens ein echter Experte für Sonnenbrillen – zur Eröffnung der MIDO 2022 seine Dove si balla.“

Wie beurteilen Sie den aktuellen Augenoptikmarkt?

Giovanni Vitaloni: „Prinzipiell hatten wir in Italien im Jahr 2021 recht gute Ergebnisse in der Branche. Wir haben auf leichtem Niveau sogar das Jahr 2019, also den Zeitraum vor der Pandemie, überholt. So exportiert der italienische Brillenmarkt um die 4,5 Milliarden Euro pro Jahr. Davon geht ein Drittel in die USA. Österreich ist zwar ein verhältnismäßig kleiner, aber ein gesunder Markt – und damit für die italienische Eyewear-Industrie auch wichtig.“

Welche Entwicklungen nehmen Sie derzeit in der augenoptischen Branche war?

Giovanni Vitaloni: „Durch die Pandemie haben sich mehrere Wege neu aufgetan. So ist das Thema Nachhaltigkeit noch viel wichtiger geworden als je zuvor. Dabei darf es sich jedoch nicht um Greenwashing handeln. Der Markt ist dazu bereits sehr sensibilisiert. Nachhaltigkeit beginnt bereits beim Design. Es muss von Beginn an stimmen. Transparenz und Nachverfolgbarkeit sind weitere Aspekte, die vermehrt wichtig geworden sind. Bei Certottica – dem Italienisches Institut für die Zertifizierung von optischen Produkten – werden in diesem Zusammenhang Trainings für die Branche angeboten. Zudem hat Certottica ein Projekt in das Leben gerufen, um einen digitalen Pass für Eyewear Produkte bereitzustellen. Konsumenten können sich mit Hilfe des Passes über die Herkunft der Produkte genau informieren. Das trifft den Nerv des Marktes und orientiert sich an den Werten der Millenials.“

Wie würden Sie – wären Sie Inhaber eines Augenoptikbetriebes – die Selektion für Eyewear Kollektionen vornehmen?

Giovanni Vitaloni: „Mein Rat ist natürlich zu allererst die wichtigsten Partner auf der MIDO zu besuchen Auch ein Besuch der italienischen Lombardei ist sehr anzuraten. Dort gibt es traditionell viele Start-Up’s mit tollen Produkten. Die MIDO unterstützt übrigens Start-Up’s, denn diese neuen Unternehmen spielen eine wichtige Rolle im Mix aus Diversität.“

Wenn Sie um persönlichen Rat gefragt werden würden – welche Strategien empfehlen Sie traditionellen Augenoptikern für deren daily business? 

Giovanni Vitaloni: „Wichtig ist einerseits die Differenzierung und andererseits ein perfektes Storytelling. Im Bereich der Brillengläser setzen die Augenoptiker das Storytelling schon sehr gut um. Da gibt es viel Technisches zu erzählen. Im Bereich der Eyewear sehe ich da allerdings noch einigen Nachholbedarf. Als dritten Aspekt ist es enorm wichtig, seine Kunden gut zu kennen und mit ihnen intensiv den Kontakt zu halten.“

Warum sollten Augenoptiker aus dem D/A/CH Bereich die MIDO besuchen?

Giovanni Vitaloni: „Ganz klar, weil die MIDO global gesehen die größte Messe ist. Zudem ist Mailand die Wiege vom italienischen Design und der italienischen Küche. Mit einem Besuch der MIDO kann man berufliches und Freizeit ideal kombinieren. Und ich verspreche Ihnen – wenn man einmal nach Mailand kommt, dann kommt man immer wieder.“

Warum sollten Augenoptiker aus dem D/A/CH Bereich die MIDO besuchen

Wir sind bereits wiederholt auf der MIDO und können somit diese Schluss-Aussage von unserer Seite bestätigen. Chefredakteur Harald Belyus bedankt sich im Namen vom Fachmagazin optikum für das Interview, das am 1. Mai 2022 auf der MIDO stattgefunden hat.

 

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