An ein modernes Kontaktlinsenhygienesystem stellt man im grossen und ganzen zwei Anforderungen: zum einen muss es die Eigenschaften der immer leistungsfähiger werdenden Kontaktlinsenmaterialien positiv im Sinne von Synergie-Effekten unterstützen und zum anderen möglichst einfach in der Anwendung – also benutzerfreundlich – sein.
Beim Tragen von Kontaktlinsen ist die Sauerstoffversorgung
der Cornea von zentraler Bedeutung. Eine hohe Sauerstoffdurchlässigkeit
der Kontaktlinsenmaterialien ist daher Voraussetzung für die
Verträglichkeit der Linse am Auge. Daneben wird jedoch auch
deutlich, dass weitere Anforderungen an Kontaktlinsenmaterialien
immer stärker in den Vordergrund treten: Hier sind insbesondere
die Benetzbarkeit und die (möglichst geringe) Neigung zur Ausbildung
von Ablagerungen zu nennen. Sowohl eine gute Benetzbarkeit als auch
eine geringe Ablagerungsneigung sind unabdingbare Voraussetzungen
für optimalen Tragekomfort. Die Vielzahl der Materialneuentwicklungen,
gerade auf dem Sektor formstabiler Kontaktlinsen, spiegelt die Bemühungen
der Industrie wider, den gestiegenen Ansprüchen des Endverbrauchers
Rechnung zu tragen.
Insgesamt soll ein Hygienesystem ein angenehmes Tragen der Kontaktlinsen
den ganzen Tag und über einen längeren Zeitraum ermöglichen.
Neben der sicheren Desinfektion und dem Entfernen von Ablagerungen
werden ja gerade in Bezug auf den Tragekomfort höhere Anforderungen
an ein zeitgemäßes Kontaktlinsenhygienesystem für
formstabile Linsen gestellt.
Moderne Kontaktlinsenpflegemittel erfüllen diese Ansprüche
gleichermaßen.
RGP-Materialien und ihre Eigenschaften
Die Verträglichkeit von Kontaktlinsen war schon von Anfang
an sehr eng an die Substanzen und Systeme geknüpft die zur
Pflege der Kontaktlinsen verwendet wurden. Reichte auch in den Anfängen
der PMMA-Ära meist die Trockenaufbewahrung und eine Minimalpflege
fast immer aus, so stellen heute die mit einer Vielzahl notwendiger
und nützlicher Eigenschaften angereicherten Kontaktlinsenmaterialien
und Systeme noch deutlich höhere Anforderungen an die Pflegemittel.
Zwar sind diese Pflegemittel auch weiterhin nur eines von mehreren
Kriterien, die für die Gesamtverträglichkeit der Kontaktlinsen
verantwortlich sind – ihr Einfluss kann allerdings zuweilen auch
entscheidend sein.
Je umfangreicher die Erkenntnisse zur Physiologie
des Auges werden, um so deutlicher wird, dass mit Blick auf die
gewünschten Eigenschaften von Kontaktlinsenmaterialien bisher
deutliche Kompromisse unumgänglich waren.
Ein Blick auf die Materialentwicklung gerade auf dem Gebiet der
für formstabile Kontaktlinsen einsetzbaren Kunststoffe zeigt
jedoch auch, dass in den letzten Jahren beachtliche Fortschritte
erzielt wurden. So erfüllt die Mehrzahl der üblicherweise
eingesetzten Materialien heute schon Anforderungen, die noch vor
einiger Zeit nicht denkbar waren. Dennoch gilt nach wie vor, dass
Materialvorteile auf der einen Seite, noch immer mit Nachteilen
im Hinblick auf andere Materialeigenschaften erkauft werden müssen.
Neuere Materialien wie beispielsweise die Silikonverbindungen mit
Ihrer hervorragenden Sauerstoffdurchlässigkeit zeigen beispielsweise
eine Vorliebe für die Ablagerungen von Fetten und eine sehr
geringe Benetzbarkeit. Eine Prognose ob, und zu welchem Zeitpunkt
Materialien zur Verfügung stehen werden, welche die Vielfalt
der an sie gestellten Anforderungen in sich vereinen ist derzeit
sicherlich nicht möglich.
Nutzung der Materialeigenschaften
Änderungen im Kontaktlinsenmaterial erfordern gleichermassen
Änderungen in den Hygienesystemen um den neuen Anforderungen
optimal gerecht zu werden.
Reinigungswirkung, Desinfektion und Benetzung müssen auf die
Besonderheiten der Materialien abgestimmt werden.
Neue Materialeigenschaften erfordern, dass auch die spezifischen
Eigenschaften der Pflegesubstanzen Kompatibilität zeigen. Genauso
wenig wie für ein modernes Keramik-Kochfeld die Stahlwolle
aus Omas Putzmittelschrank "kompatibel" ist, sind die
Substanzen, die bei einer PMMA-Linse noch ausreichend waren für
eine hochmoderne Fluor-Siloxan-Acrylat-Linse nicht mehr eigenschaftsoptimierend.
Im ungünstigsten Fall kann es sogar geschehen, dass die eigentlich
positiven Eigenschaften des gewählten Pflegemittels teilweise
oder ganz neutralisiert werden. Unter Umständen kann sogar
eine Verstärkung ungünstiger Begleiteigenschaften hervorgerufen
werden.
Sicherheit in Punkto Desinfektion, Effizienz bei der Reinigung und
Einfachheit in der Handhabung stellen den Minimalstandard dar, an
dem Kontaktlinsenhygienesysteme gemessen werden sollten. Mit den
unterschiedlichsten Versuchen zur Lösung der aktuellen Problemstellungen
bei den Kontaktlinsenmaterialien wandeln sich auch die Anforderungen
an die Hygieneprodukte. Reinigung, Desinfektion und vor allem auch
Benetzung müssen auf die Besonderheiten der verwendeten Materialien
abgestimmt sein.
Nur durch eine sinnvolle Kombination und Weiterentwicklung beider
Systeme – Kontaktlinse und Pflegemittel – steht dem Endverbraucher
im Hinblick auf den optimalen Tragekomfort und dem Schutz seiner
Augen die breite Palette neuer fortschrittlicher Materialien tatsächlich
zur Verfügung.
Hygiene von RGP-Linsen
Die elementaren Anforderungen an ein Hygienesystem für formstabile
Kontaktlinsen sind im Grunde immer noch weitgehendst die gleichen
wie früher.
Ein Pflegesystem für moderne formstabile Kontaktlinsen
muss:
- Ablagerungen entfernen
- desinfizieren und konservieren
- benetzen
Hinzu kommt die Forderung, dass dies alles mit hoher
Effizienz bei möglichst geringem Aufwand für den Anwender
zu realisieren ist.
Moderne Hygienesysteme zeichnen sich durch besonders verträgliche,
also nebenwirkungsarme Wirkstoffe aus. Sie weisen zum einen eine
äußerst geringe Allergiequote auf, zum anderen ist die
Wirkstoffkonzentration auf das notwendige Mindestmass reduziert,
was ebenfalls der Verträglichkeit dient. Besonders verträglich
arbeiten Wirkstoffkombinationen, die sich in ihrer Wirkung gegenseitig
ergänzen (dualsynergistisches Prinzip) wie z.B. Polyxethoniumchlorid
und Croquat L. Beide Substanzen – enthalten in TotalCare
Desinfektions- und Aufbewahrungslösung – weisen benetzende
und desinfizierende Eigenschaften auf. Deshalb wird von beiden Wirkstoffen
bedeutend weniger benötigt bei gleichbleibend sicherer Desinfektion
und optimaler Benetzung – was wiederum herausragende Verbesserung
von Spontanverträglichkeit und Langzeittragekomfort bei ausgezeichneter
Verträglichkeit der Kontaktlinse bedeutet [1].
Ablagerungen und Kontaktlinsen
Ebenfalls von besonderer Bedeutung bei der Pflege von formstabilen
Linsen ist das Entfernen von Ablagerungen. Lipophile Ablagerungen
wie z.B. Fette, Kosmetikrückstände und Muzine werden durch
einen manuellen Oberflächenreiniger auf Tensidbasis – wie z.B.
der TotalCare Reiniger – gründlich und zugleich
schonend entfernt.
Aufgabe der reinigungsaktiven Substanzen ist hierbei
die Entfernung aller der Kontaktlinse anhaftenden Fremdstoffe –
seien sie nun als Bestandteile der Tränenflüssigkeit des
Anwenders oder als Stoffe aus der Umwelt auf der Kontaktlinse vorhanden.
Gleichzeitig sollten die eingesetzten Substanzen jedoch biokompatibel
und – wo immer möglich – in niedrigen Konzentrationen angewandt
werden können um Verträglichkeit zu gewährleisten
und allergischen Reaktionen zu vermeiden oder zumindest zu reduzieren.
Das Entfernen von Proteinablagerungen bekam
durch die Materialentwicklung, in der Molekülgruppen wie Fluor-
oder Silikon-Verbindungen Einzug hielten zunehmend Bedeutung. Auch
bei modernen formstabilen Kontaktlinsen muss deshalb großer
Wert auf eine regelmäßige Proteinentfernung gelegt werden.
Dem entsprechen zeitgemäße Hygienesysteme
indem sie eine "Ein-Schritt-Proteinentfernung" anbieten,
bei der die Proteinentfernungstablette direkt in die Desinfektionslösung
gegeben werden kann und somit anwenderfreundlich kein zusätzlicher
Pflegeschritt entsteht – die TotalCare Proteinentfernungstablette
ermöglicht dies.
Tiefenreinigung über Nacht – das Claris®-System
Innovative Pflegesysteme bieten, neben der bei formstabilen Kontaktlinsen
unerlässlichen Oberflächenreinigung, beispielsweise die
Möglichkeit der Tiefenreinigung über Nacht bei gleichzeitiger
Desinfektion. Erreicht wird dies ebenfalls mit neuartigen Wirkstoffkombinationen
wie z.B. Triton und Miranol die zusammen mit Benzylalkohol (Desinfektion)
eine restlose Entfernung festanhaftender hydrophober Ablagerungen
auch in mikroskopisch kleinen Unebenheiten der Kontaktlinse gewährleisten
[2]. Dies bietet vor allem bei starker Neigung
zu Ablagerungen seitens des Kontaktlinsenträgers erhebliche
Vorteile, da so eine gründliche und gleichzeitig schonende
Reinigung der Kontaktlinse gewährleistet ist. Dies ermöglicht
das Claris®-System.

Claris® ist auch als Dreimonate-Packung
erhältlich
Benetzung und Spontanverträglichkeit
Moderne Materialien wie z.B. Fluor-Siloxan-Acrylate zeigen neben
ihrer hervorragenden Sauerstoffdurchlässigkeit und Verträglichkeit
auf der anderen Seite jedoch relativ unbefriedigende Benetzungseigenschaften.
Um eine möglichst gute Spontanverträglichkeit der Kontaktlinse
beim Aufsetzten auf das Auge zu realisieren ist daher eine optimierte
Benetzbarkeit der Oberfläche erforderlich. Sie wird in der
Regel durch viskositätserhöhende Substanzen erreicht.
Voraussetzung für den effektiven Einsatz von Benetzungslösungen
ist wiederum die gründliche Reinigung der Kontaktlinse. Als
Benetzungssubstanzen werden eine Vielzahl von Substanzen angeboten,
die entweder bereits Teil der Aufbewahrungslösungen sind oder
aber als separate (Nach)-Benetzungslösungen angeboten werden.
Bewährt haben sich hier verschiedene Polymere auf Cellulosebasis
wie z.B. Hydroxyethylcellulose.
Moderne Pflege auch für moderne Orthokeratologie-Kontaktlinsen
Die Orthokeratologie stellt eine interessante Methode dar, um Myopien
bis zu -4.00dpt und geringe Astigmatismen auszugleichen. Da die
modernen Ortho-K-Linsen aus hochsauerstoffdurchlässigen Materialien
gefertigt sind, ist eine optimale Pflege unverzichtbar, um Irritationen
und Infektionen am Auge zu vermeiden. Ein genaues Einhalten der
empfohlenen Hygiene und Handhabung sind hier besonders wichtig!
Sinnvoll ist beispielsweise die Linsen vor dem Aufsetzen mit einigen
Tropfen einer Benetzungslösung abzureiben. Auch die Anwendung
eines Tropfens Benetzungslösung unmittelbar vor dem Schlafen
sorgt für ausgezeichneten Tragekomfort während der Nacht.
Falls sich die Kontaktlinsen während des Schlafens am Auge
"festgesetzt" haben sollten kann ebenfalls die Anwendung
einer Benetzungslösung hilfreich sein. Ideal hierzu sind Produkte,
die mit dem Wirkstoff Hyaluronsäure arbeiten – wie z.B. blink
contacts.
So wie Kontaktlinsen beliebter und von ihren Materialeigenschaften
anspruchsvoller geworden sind, sind die Pflegesysteme effizienter
und gleichzeitig einfacher geworden.
Genauso wichtig wie eine perfekte Kontaktlinsenanpassung und ein
optimales Hygienesystem ist auch die Vermittlung der einzelnen notwendigen
Hygieneschritte durch den Anpasser. Nur der gut geschulte Kontaktlinsenträger
wird eine gute Compliance zeigen und seine Kontaktlinsen auf Dauer
erfolgreich tragen.
Autorin des Artikels:
Sibylle Scholtz
eMail: Sibylle.Scholtz@amo-inc.com
Professional Service Manager Eye Care / Surgical
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Fax. 0049 – 7243 729 335
Quellen:
[1] Geyer, H. U., Blümle, S.: TotalCare – Kontaklinsenpflege
total, die Kontaktlinse, 7-8/1995, 26-31
[2] Skowronek, F., Rehm, J.: Claris – Ballooning
für intensive Reinigung und hervorragenden Tragekomfort, die
Kontaktlinse, 4/1998, 4-9




