Pharmakologie des Auges

Das Tätigkeitsfeld des Augenoptikers und des klinischen Optometristen hat sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Neben der klassischen Refraktionsbestimmung und der Anfertigung von Korrektionsmitteln, gewinnt die Tätigkeit des Augenoptikers und des klinischen Optometristen im Dienste der Volksgesundheit immer mehr an Bedeutung. In diesem Zusammenhang sind auch Kenntnisse der Pharmakologie unumgänglich. Andreas Berke und Wolfgang Vogel haben mit dem neuen Buch „Pharmakologie des Auges“ ein Standardwerk für Augenoptiker und angehende klinische Optometristen geschrieben.

Der zentrale Teil des im DOZ Verlag erschienenen Buches widmet sich der Darstellung wichtiger Klassen von Arzneimitteln, die am Auge Anwendung finden. Auch neueste, medikamentöse Therapien okulärer Erkrankungen wie zum Beispiel der AMD oder die Behandlung des trockenen Auges wurden berücksichtigt. Gerade auf dem letzten Gebiet sind klinische Optometristen und Augenoptiker häufig mit Fragen von ihren Klienten konfrontiert. Die für die tägliche Ausübung wichtigen Vitalfarbstoffen und den Konservierungsmitteln sind eigene Kapitel gewidmet.

Aufnahme, Wirkung und Ausscheidung von Medikamenten

Nach einer einleitenden Übersicht, gibt das Buch in zwei Kapiteln einen Überblick über die Pharmakokinetik (Applikation, Resorption und Biotransformation) und Pharmakodynamik (Wirkung und biochemische Vorgänge). Der Leser erhält einen Einblick in die unterschiedlichen Möglichkeiten ein Medikament zu applizieren. Den möglichen Varianten der Applikation und Resorption von Ophthalmika ist ein eigener Unterbereich gewidmet. So erfährt der Leser unter anderem, dass unter anderem die Pigmentierung der Iris und der im Medikament eingesetzte Konservierungsstoff eine beachtenswerte Rolle bei Wirkungsbeginn und Wirkungsdauer darstellen. Anschließend verdeutlichen die Autoren die Wirkung und die biochemischen Vorgänge von Arzneimitteln auf Rezeptoren. Neben dem Prinzip der Agonisten und Antagonisten, werden dem Leser auch durch Medikamente bedingte Toleranzen, Abhängigkeiten und Wechselwirkungen vor Augen geführt.

Das Folgekapitel macht den Leser mit den biologischen Grundlagen des peripheren Nervensystems vertraut. Die von Berke und Vogel verwendeten Grafiken und Tabellen machen das Einarbeiten in diese komplexe Materie ausgesprochen leicht. Sehr anschaulich werden adrenergene und cholinergene Synapsen grafisch aufbereitet veranschaulicht. Diese Grundlagen sind insbesondere von großer Bedeutung, da nur so komplizierte, physiologische Wirkungen von Medikamenten am Auge verstanden werden können. In Tabellen finden sich generische Bezeichnungen von Wirkstoffen nebst deren Wirkung und Wirkungsdauer. Kenntnisse der generischen Wirkstoffnamen sind zu empfehlen, da unterschiedliche Präparate (brand names) den gleichen Wirkstoff (generic names) beinhalten können. Der angehende klinische Optometrist wird im Studium über ein umfassendes Wissen der generischen Bezeichnungen erwerben. Das vorliegende Buch erleichtert den Einstieg auch in diesem Bereich.

Diagnostische Arzneimittel

Einen besonderen Stellenwert haben Arzneimittel, welche zur diagnostischen Beurteilung zur Anwendung am Auge gelangen, da diese in immer mehr europäischen Ländern wie zum Beispiel Großbritannien, Niederlande und Norwegen von klinischen Optometristen in der täglichen Praxis eingesetzt werden. Die Autoren beschreiben in einem eigenen Kapitel Indikationen, Gegenindikationen und Wirkungsweisen von Mydriatika und Zykloplegika. Das Folgekapitel ist der medikamentösen Glaukomtherapie gewidmet. Der Leser wird über die Funktion von Betablockern, Cholinergika, Sympathomimetika, Alpha-Angonisten, Prostaglandin-Analoge, Carboanhydrose-Hemmer, Prostamide und Osmotika informiert. Auch neuere Therapieansätze wie Durchblutung fördernde Mittel und Neuroprotektoren werden erläutert.

Weitere Kapitel befassen sich mit Entzündung hemmende Medikamente, Schmerzmittel, und Lokalanästhetika. Es werden allgemeine Grundlagen einer Entzündung und das Immunprivileg der Cornea veranschaulicht. Die Autoren beleuchten nichtsterioidale Antiphlogistika, Glucocorticoide und Immunsuppresiva zum Gebrauch am und im Auge. Neben den biologischen Grundlagen des Schmerzes, verdeutlicht dieses Kapitel die pharmakologische Beeinflussung des Schmerzes mittels nichtopioden Analgetika und Opioden. Dem Leser werden Lokalanästhetika zur diagnostischen Untersuchung des Auges wie zum Beispiel bei der Applanationstonometrie näher gebracht.

Gut erklärt sind die Abläufe, welche eine Überempfindlichkeitsreaktion (Allergie) am Auge und den angrenzenden Gewebeschichten auslösen können. Die Autoren konzentrieren sich bei der kurzen Grundlageneinführung jedoch nur auf die Reaktionen Typ I und IV. Im Kapitel werden gängige Strategien wie Hyposensibilisierung, Mastzellenstabilisatoren, H1-Antihistaminika, Glucocorticoide und Kombipräparate dargestellt.

In den Kapiteln der antibakteriellen, antiviralen, antymyotischen und antiprotozoen Medikamente erhält der Leser eine Übersicht über das Wirkungsspektrum einzelner Stoffe und deren Nebenwirkungen. Auch in diesem Kapitel wird deutlich, wie wichtig ein umfassendes Wissen über Pharmakologie für Augenoptiker ist. So sind zum Beispiel länger angewendete Sulfonamide imstande ausgeprägte Ziliarkörperödeme auszulösen, welche wiederum zu einer Myopisierung von mehreren Dioptrien führen können.

Vitalfarbstoffe und okuläre Nebenwirkungen von Medikamenten

Von hoher Relevanz sind ebenfalls die Kapitel zur Behandlung einer AMD, eines trockenen Auges und die Verwendung von Vitalfarbstoffen wie Fluoreszein, Bengalrosa und Lissamingrün. Das trockene Auge zählt zu den häufigsten Auffälligkeiten des Auges, welches auf Dauer zu Schäden der Augenoberfläche führen kann. Klinische Optometristen und Augenoptiker sind damit häufig in der täglichen Praxis konfrontiert. Die Autoren geben einen Überblick über Anforderungen und Inhaltsstoffen von künstlichen Tränenflüssigkeiten. Wie bereits aus den anderen Kapiteln zuvor gewohnt, findet man am Kapitelende eine Tabelle gängiger Tränenersatzmittel mit deren Handelsnamen und Wirkstoffen.

Im letzten Kapitel führen die Autoren okuläre Nebenwirkungen von systemisch verwendeten Arzneimitteln an. Augenoptiker und klinische Optometristen können ihre Klienten optimal betreuen, wenn sie Veränderungen bei der routinemäßigen Spaltlampenuntersuchung erkennen. In diesem Kapitel findet sich auch eine Aufstellung gängiger Medikamente, die zu einer Myopisierung oder anderer refraktiven Änderungen führen können. Im Anhang findet der Leser noch 100 Testfragen, mit denen er sein nunmehr gewonnenes Wissen überprüfen und verbessern kann.

Fazit

Das vorliegende Buch schließt eine Lücke in der Bücherei des Augenoptikers. Klar strukturiert, tabellarisch und grafisch gut aufbereitet ist Vogel und Berke eine ausgezeichnete Einführung zur Thematik der Pharmakologie für das Auge gelungen. "Pharmakologie des Auges" ist im DOZ Verlag erschienen, umfasst 300 Seiten und über 157 Abbildungen, kostet 49,90 Euro und kann bequem online bestellt werden.

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