Torische formstabile Contactlinsen

Bei der Anpassung formstabiler Contactlinsen ist eine häufig auftretende Komplikation der dezentrierte Contactlinsensitz. Meist wird diese Dezentration vom Contactlinsenträger nicht als störend empfunden. In manchen Fällen können eine erhöhte Neigung zu Fremdkörpern unter der Contactlinsen oder Visusschwankungen Folgen des dezentrierten Sitzverhaltens sein.

Die Dezentration der Contactlinse kann mehrere Ursachen haben:
– Falsch gewählte Basiskurve (meist zu flach)
– Falsch gewählter Contactlinsen – Durchmesser
– Hohe Oberlidspannung
– Hohe Minuswerte und daher hohe Randdicken bei sphärischen Contactlinsen
rotationssymmetrische Contactlinse auf torischer HH

In folgenden Fallbeispielen soll auf den letzten Punkt und dessen Lösungsmöglichkeiten näher eingegangen werden. Ein Auge mit folgenden Werten ist mit einer formstabilen Contactlinse zu versorgen.

Topometrie
Abb 1: Topometrie des zu versorgenden Auges

Messwerte:
Refraktion:
sph –5.00 cyl –1.50 Achse 10°, HSA 14.00

zentrale Hornhautradien:
8.47 @ 11°, 8.17 @ 101°

Die zentrale Radiendifferenz der zu versorgenden Cornea beträgt 3/10 mm. Bei einer solch geringen zentralen Radiendifferenz wird als erste Messlinse eine rotationssymmetrische Contactlinse gewählt.
Der aus der Brillenrefraktion ersichtliche Gesamtastigmatismus (GA) beträgt –1.50 dpt / Achse 10°.
Der Hornhautastigmatismus (HHA) beträgt –1.50 dpt /10° (berechnet mit der Faustformel: 1/10 mm Radiendifferenz der
Hornhaut ergibt 0.50 dpt Astigmatismus. Die Achslage des korrigierenden Minuscylinders liegt in der Achse des flachen
Hornhautmeridians). In diesem Fall liegt kein innerer Astigmatismus vor, da der Betrag des Gesamtastigmatismus gleich
dem Betrag des Hornhautastigmatismus ist. Geht man davon aus, dass eine formstabile Contactlinse auf torischer
Hornhaut über die Tränenlinse den Hornhautastigmatismus bis auf 10% korrigiert, resultiert hier keine torische Überrefraktion.
Eine rotationssymmetrische Contactlinse mit der entsprechenden Sphäre wäre hier vollkorrigierend..

Auf obige Hornhaut wird daher folgende Messlinse aus dem Anpass-Satz aufgesetzt:
Modula A r0 8.45 F’ –3.00 Ø 9.80 n.E. 0.4. Das Fluobild mit der Contactlinse zeigt sich folgendermassen:

Rotationssymmetrisch
Abb 2: Rotationssymmetrische Contactlinse auf torischer Hornhaut

Im horizontalen Meridian ist eine Breitbandauflage zu erkennen. Dort sitzt die Contactlinse parallel. Im vertikalen Meridian steht die Contactlinse deutlich ab.

dezentrierte Kontaktlinse
Abb3: Dezentriertes Sitzverhalten einer rotationssymmetrischen Contactlinse auf torischer Hornhaut

Lässt man diese Messlinse einige Minuten auf dem Auge, so präsentiert sich folgendes Sitzverhalten (Abb 3) : Die Contactlinse ist nach oben dezentriert und wird vom Oberlid festgehalten. Da die Contactlinse im oberen Meridian stark absteht, wird sie vom Oberlid beim Lidschlag mitgenommen und durch den Liddruck festgehalten. Hier entsteht der Eindruck, dass die Contactlinse nur im unteren Quadranten absteht und sonst einigermassen parallel sitzt.
Häufig wird in solchen Fällen in der Praxis nach quadrantenspezifischen Contactlinsen gefragt. Dies wäre jedoch der falsche Weg, da die Contactlinse nur deshalb unten stärker absteht, weil sie oben vom Oberlid an die Cornea gedrückt wird. Auch wird dann fälschlicherweise oft versucht, eine prismatische Contactlinse anzupassen. Man erhofft sich, dass die Contactlinse durch das zusätzliche Gewicht mehr nach unten kommt und möchte so den Hochsitz vermeiden. In diesem Fall wäre auch das nicht der Schlüssel zum Erfolg.

Betrachtet man das Fluobild bei zentralem Sitz und unter Freigabe des Oberlides (Abb. 2), ist deutlich die Torizität der Cornea und die Notwendigkeit einer Änderung der Rückflächengeometrie der Contactlinse zu erkennen. Dieses Beispiel zeigt auf, wie wichtig es ist, das Fluobild im Zentrum zu beurteilen und somit die richtigen Rückschlüsse zu ziehen, warum die Contactlinse definitiv dezentriert sitzt.

Auf das selbe Auge wird eine MODULA A DUE r0 8.40 F’ –3.00 Ø 9.80 n.E. 0.6/00 (periphertorische Contactlinse mit unterschiedlichen Abflachungen in beiden Meridianen) aufgesetzt.

Die Bezeichnung Modula A DUE steht für eine asphärische Contactlinse mit zwei unterschiedlichen numerischen Exzentrizitäten. In diesem Beispiel betragen die Werte der numerischen Exzentrizitäten 0.6 und 0.00. Im flacheren
Hauptschnitt (durch eine Punktgravur gekennzeichnet) ist diese Contactlinse asphärisch mit einer progressiven
Exzentrizität von 0.6. D.h. die Radien der Contactlinse flachen zur Peripherie hin ab. Im dazu senkrechten Hauptschnitt
( in nachfolgender Zeichnung blau gekennzeichnet) hat die Contactlinse die numerische Exzentrizität 0.00 und ist
daher einkurvig, d.h. die Radien flachen zur Peripherie hin nicht ab. Das Abflachen der Basiskurve im asphärischen
Meridian zur Peripherie hin und den sphärischen Kurvenverlauf im Hauptschnitt senkrecht dazu, erzeugen eine periphere
Torizität von ca. 4/10 mm bei einem Gesamtdurchmesser der Contactlinse von 9.80mm. Je kleiner der
Contactlinsen – Durchmesser, desto geringer ist die periphere Radiendifferenz (s. Abb. 4 linker Teil). Bei diesem
Contactlinsen – Typ sind kleinere Durchmesser daher aus Stabilisationsgründen nicht sinnvoll.

periphertorische Kontaktlinse
Abb. 4: Aufbau einer Modula DUE (periphertorische Contactlinse)

Da dieser Contactlinsen-
Typ nur in der Peripherie
eine Radiendifferenz aufweist,
bleibt die Tränenlinse
im optisch wirksamen Zentrum
vollständig erhalten.
Der periphere Torus dient
zur Sitzverbesserung im
Vergleich zu einer rotationssymmetrischen
Contactlinse.
Als Messlinsen
sind Contactlinsen in diesen
Ausführung 0.6/00 erhältlich. Definitiv können jedoch in beiden Meridianen individuelle numerische Exzentrizitäten
bestellt werden. Prolong kann mit oblong kombiniert werden, ebenso wie prolong / oblong mit einkurvig.

Fluobild
Abbildung 5: Fluobild mit Modula A DUE
Aufgesetzte Linse: MODULA A DUE r0 8.4 , Ø 9.80

Durch die periphere Radiendifferenz schmiegt sich die Contactlinse im
steilen Meridian näher an die Cornea an und sitzt paralleler und zentrischer.
Sie wird nicht mehr durch das Oberlid festgehalten. Diese
Contactlinse wird vom Oberlid bei jedem Lidschlag mit nach oben
gezogen und findet in einer gleitenden Bewegung wieder ihren zentrischen
Sitz.

Die Contactlinse sollte in Richtung des flachen Hornhautmeridians stabilisieren.
Bei grösseren Radiendifferenzen der Cornea reicht oft die Radiendifferenz einer periphertorischen Contactlinsen nicht
aus. In solchen Fällen erreicht man mit einer rücktorischen Contactlinse ein besseres Sitzverhalten. Es gibt keine allgemeine
Empfehlung, ab welcher zentralen Radiendifferenz der Cornea rücktorische Contactlinsen angepasst werden
müssen. Grundsätzlich ist zu sagen, dass die Anpassung einer torischen Contactlinse dann notwendig ist, wenn mit
einer rotationssymmetrischen Contactlinse keine gleichmässige Auflage zu erzielen ist.

Topometrie
Abb 6: Topometrie des zu versorgenden Auges

Im nächsten Beispiel liegen folgende Messwerte vor:

Refraktion:
sph –0.50 cyl –4.00 Achse 180°

zentrale Hornhautradien
8.42 @ 6°, 7.68 @ 96°

Als erste Messlinse wird eine periphertorische Contactlinse, mit folgenden Werten aufgesetzt: Modula A DUE r0 8.40 F’ –3.00 Ø 9.80 n.E. 06/00.

Der Gesamtastigmatismus auf HSA 0 umgerechnet entspricht dem Hornhautastigmatismus. Da kein innerer
Astigmatismus vorhanden ist, wäre optisch gesehen diese Contactlinse mit einem sphärischen Wert vollkorrigierend.
Die wirksame Tränenlinse würde den Hornhautastigmatismus bis auf 10% korrigieren. Das Fluobild zeigt jedoch eindeutig,
dass die periphere Radiendifferenz nicht ausreicht, um ein harmonisches Sitzverhalten mit einer gleichmässigen
Druckverteilung zu erreichen.

Fluobild
Abb. 7:
Fluobild mit Modula A DUE
r0 8.40 F’ –3.00 Ø 9.80 n.E. 06/00

Anhand den Punktgravuren ist zu erkennen, dass die Contactlinse in
Richtung des flachen Cornea-Meridians stabilisiert, im vertikalen
Meridian aber eindeutig absteht. Dieser Contactlinsen – Sitz ist nicht zu
tolerieren.

Um ein besseren Sitzverhalten mit gleichmässiger Auflage und Druckverteilung sowie einer guten Zentrierung zu erzielen, muss mit einer rücktorischen Contactlinse gearbeitet werden. Ausgangspunkt bei der Anpassung rücktorischer
Contactlinsen sind die zentralen Hornhautradien. Sie dienen zur Auswahl der ersten Messlinse. Das ideale Fluobild einer
rücktorischen Contactlinse zeigt eine parallele Auflage im horizontalen Meridian, sowie eine tendenziell flache
Auflage im vertikalen Meridian. Durch dieses Sitzverhalten wird durch den Lidschlag die Contactlinse mit nach oben
gezogen und kann in einer gleitenden Bewegung nach dem Lidschlag sicher zentrieren. Das leichte Abstehen der
Contactlinse im vertikalen Hornhaut-Meridian gewährleistet einen guten Tränenaustausch unter der Contactlinse.
Somit werden die Radien der ersten Messlinse folgendermassen bestimmt:
Radius um horizontalen Meridian: parallel zum gemessen Hornhautradius
Radius im vertikalen Meridian: tendenziell flacher als der gemessene Hornhautradius.

Gemäss dieser Empfehlung wurden die Radien beim aktuellen Beispiel ausgewählt.

rücktorische Kontaktlinse
Abb 8: Fluobild mit rücktorischer Contactlinse
Modula A RT
Basiskurven 8.45/7.80 Ø 9.80, n.E: 0.50

Das Fluobild zeigt sich mit dieser Rückflächengeometrie als harmonisch.
Der Contactlinsen – Sitz ist zentrisch, die Bewegung der Contactlinse ist
gleitend. Die Contactlinse stabilisiert in 5°. Die Stabilisierungsrichtung
einer rücktorischen Contactlinse sollte in Richtung des flachen Cornea-Meridians liegen und davon nur gering abweichen. Um zu wissen, ob
eine Contactlinse richtig stabilisiert, ist bei der Vermessung der zentralen
Hornhautradien die Achslage des flachen Hornhautmeridians zu notieren.

Eine rücktorische Contactlinse induziert aufgrund ihrer Radiendifferenz sowie der Brechzahldifferenz zwischen
Contactlinse und Tränenflüssigkeit einen Astigmatismus. Dieser induzierte Astigmatismus ist abhängig von der
Brechzahl des verwendeten Contactlinsen – Materials. Die Abschätzung des induzierten Astigmatismus erfolgt in der
Praxis durch eine Faustformel: Eine Contactlinse mit torischer Rückfläche induziert einen Astigmatismus von 0.25 dpt je
1/10 mm Radiendifferenz der Cornea. Die Achslage des korrigierenden Minuscylinders liegt senkrecht zur Achslage
des flacheren Contactlinsenradius.
Wenn dieser induzierte Astigmatismus nicht hilfreich zum Ausgleich des inneren Astigmatismus ist, so macht er sich in
der Überrefraktion bemerkbar. Dann resultiert eine bitorische Contactlinse.

Welcher Contactlinsentyp resultiert zeigt sich bei der Überrefraktion über die eingesetzte Messlinse. Nimmt der
Contactlinsen- Träger einen Cylinder an, so kann dieser auf der Contactlinsen-Vorderfläche korrigiert werden. Der
gesamte Restastigmatismus bei der Anpassung einer torischen, formstabilen Contactlinse ergibt sich durch das
Zusammenwirken von innerem, induziertem und nicht auskorrigiertem Hornhautastigmatismus. Die resultierende
Contactlinse ist dann bitorisch.
Bei geringen Restcylindern lassen sich bitorische Contactlinsen durch die geschickte Materialwahl der endgültigen
Contactlinse vermeiden. Bitorische Contactlinsen sind immer dicker als rücktorische Contactlinsen und daher weniger
sauerstoffdurchlässig. Sie werden vom Contactlinsen – Träger aufgrund der erhöhten Mittendicke stärker wahrgenommen.

Torische GALIFA Hochleistungs-Contactlinsen werden mit modernsten Produktionstechnologien hergestellt. Nahtlos
geschnittene Übergänge und Randprofile sorgen für Contactlinsen mit Spontanverträglichkeit und hohem
Tragekomfort. Bei bitorischen Contactlinsen folgt die Abwicklung der Kurven auf der Vorderfläche ausserhalb der
Aussenoptik der Innenfläche. Daraus resultieren in allen Meridianen gleiche Randdicken und optimal verträgliche
Contactlinsen. Ein weiterer Vorteil ist, dass auch Contactlinsen im Plusbereich lentikular gefertigt werden und daher
eine gleichmässige Randdicken und schlanke Geometrien erzielt werden.

Wir unterstützen Sie gerne in der Anpassung torischer formstabiler Contactlinsen:

Geben Sie uns die ermittelte Refraktion sowie die gemessenen Hornhautradien an, wir senden Ihnen dann passende
Messlinsen oder schon definitive Contactlinsen. Wenn Sie mit Messlinsen arbeiten, so geben Sie uns die eingesetzte
Messlinse mit dem verwendeten Material sowie deren Stabilisationsachse an. Unter Berücksichtigung der Überrefraktion
und dem vom Ihnen gewünschten definitiven Material berechnen wir Ihnen die endgültigen Contactlinsen.

Unter www.galifa.ch finden Sie unter der Option Fachgeschäfte unseren Contactlinsen-Assistenten. Er führt Sie nach
Eingabe der Hornhautradien und der Refraktion sicher durch die Anpassung und erklärt Ihnen nebenbei noch die
Theorie bei der Anpassung (z.B. erwartete Überrefraktion über eine rücktorische Messlinse, bzw. welche Contactlinse
aus optischer Sicht ideal wäre). Sie erhalten Vorschläge für erste Messlinsen und es wird aufgezeigt, welche
Contactlinsen schlussendlich resultieren.

Wir beraten Sie gerne.

GALIFA
Contactlinsen AG
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