Augendrehpunktsforderung und sphärische Brillengläser

Die Zentrierung nach der Augendrehpunktsforderung hat sich mittlerweile allgemein durchgesetzt und wird bei nahezu allen Anfertigungen mit asphärischer Brillengläsern konsequent berücksichtigt. Eine falsche Höhenzentrierung wirkt sich insbesondere bei asphärischen Minusgläsern extrem negativ auf den Korrektionswert bei der Hauptblickrichtung aus. Dieser Artikel beschäftigt sich über mögliche Auswirkungen bei nicht ordnungsgemäß eingeschliffenen, sphärischen Brillengläsern.

Überlegungen zu hochbrechenden Asphären

Das optikum hat bereits 8/2003 ausführlich über die Problematik mit falsch zentrierten asphärischen Minusgläsern berichtet. Wenig Beachtung in der Literatur findet die Problematik falscher Höhenzentrierung bei „normalen“ sphärischen Brillengläsern. Eine mögliche Ursache dafür könnte sein, dass die meisten Brillenglas-Hersteller ihre hochbrechenden Gläser „automatisch“ nur in asphärischer Ausführung anbieten. Dies kann zwar bei Pluswerten durchaus sinnvoll sein, da die durch die Asphäre bedingte Stärkenabnahme (in Richtung Null) zum Rand hin durch Akkommodation ausgeglichen werden kann. Bei den Brillengläsern mit negativen Scheitelbrechwerten erfolgt jedoch ebenfalls eine durch die Asphäre bedingte Stärkenabnahme (in Richtung 0), die durch Akkommodation nicht ausgeglichen werden kann! Wie im Artikel 8/2003 besprochen ist deshalb eine Vollkorrektion bei asphärischen Minusgläsern unabdingbar. Einige Hersteller bieten sinnvollerweise auch hochbrechende Brillengläser in sphärischer Bauart im Minusbereich an.

Veränderte Höhenwahrnehmung bei falsch dezentrierten, sphärischen Brillengläsern

Die nachfolgenden Überlegungen sind zwar auch für asphärische Brillengläser zutreffend. Die Aspekte werden jedoch bei sphärischen Brillengläsern häufig unterschätzt und führen in Folge zu Unverträglichkeiten und Beschwerden. Zur Veranschaulichung stellen Sie sich einen myopen Kunden mit folgenden Brillenwerten vor:

R -2,25 -0,75 180°
L -2,50 -0,50 180°

Dem Kunden wurden herkömmliche, sphärische Brillengläser mit dem Brechungsindex 1.5 verkauft. Die Pupillardistanz wurde monokular gemessen. Auf eine Messung nach der Augendrehpunktsforderung wurde aufgrund der geringen Werte verzichtet. Beim Abholen der Brille sieht unser Beispielkunde zwar superscharf. Er hat jedoch den Eindruck, dass der Boden bergab geht und dass alles kleiner als sonst ist. Außerdem berichtet er, dass er sich viel größer als sonst fühlt. Eine Messung der alten Brille ergibt, dass sie nur eine Viertel Dioptrien schwächer als die neue ist. Ein Veränderung der Inklination und Bombierung der Brille führt zu keiner Verbesserung. Was war passiert?

Leider wurde unserem Kunden das Brillenglas zwar horizontal auf die richtige Pupillardistanz zentriert, aber die Höhe „standardisiert“ auf die Mitte der Fassungshöhe eingearbeitet. Unser Kunde blickt aber durch das obere Drittel der Fassung, also 4mm höher als eingeschliffen. Zudem sitzt die Brille – auf Wunsch des Kunden nicht ganz hinten – sondern wird leicht vorne getragen. Dadurch schaut unser Kunde 6mm über den optischen Mittelpunkt der Gläser.

Höhenversetzung
Auch bei geringeren Scheitelbrechwerten muss die Augendrehpunktsforderung erfüllt werden

Vertikal kommen bei unserem Kunden beidseits –3,00dpt. zur Wirkung. Bei einer Dezentration von 6mm nach unten entsteht bei –3,00dpt. allerdings laut Prentice-Formel ein Höhenprisma von 1,8cm/m mit der Basis oben.

P[cm/m] = dez[cm] * S'[dpt] = 0,6 * 3 = 1,8cm/m

Dadurch erscheinen unserem Kunden die angeblickten Objekte subjektiv etwas tiefer liegend, der Boden bergab gehend und er selbst sich größer als er eigentlich ist. Rein rechnerisch sieht unser Kunde nämlich auf 6 Meter die angeblickten Objekte immerhin mehr als 10cm nach unten versetzt!

Die geschilderte Überlegung zeigt auf, wie wichtig eine Zentrierung nach der Augendrehpunktsforderung auch bei sphärischen Brillengläsern mit relativ geringen Scheitelbrechwerten ist!

Fehler

Symptome

myop, zu tief zentriert (beschriebenes Beispiel)

Boden geht bergab, Objekte erscheinen tiefer, Brillenträger fühlt sich größer

myop, zu hoch zentriert

Boden geht bergauf, Objekte erscheinen höher, Brillenträger fühlt sich kleiner

hyperop, zu tief zentriert

Boden geht bergauf, Objekte erscheinen höher, Brillenträger fühlt sich kleiner

hyperop, zu hoch zentriert

Boden geht bergab, Objekte erscheinen tiefer, Brillenträger fühlt sich größer

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