Die Firma Mediuvantis belieferte im Vorjahr eine österreichische Drogeriemarktkette mit färbigen Plan-Kontaktlinsen. Der Vertrieb von Kontaktlinsen ohne Fachpersonal ist jedoch für Konsumenten bedenklich. Nicht umsonst regelt in Österreich der §127 GewO und §223 GewO die Abgabe von Haftschalen über die Kontaktlinsenoptiker um eine Verträglichkeit der am Auge sitzenden Sehhilfen zu garantieren. Wir haben den Geschäftsleiter der Mediuvantis Handels GmbH, Herrn Heinz Grocholski, zum Interview gebeten.
Herr Grocholski, die Firma Mediuvantis ist bei den Kontaktlinsenoptikern als
Firma bekannt, die im Vorjahr eine österreichische Drogeriemarktkette mit
Kontaktlinsen beliefert hat. Wie kam es dazu?
Heinz Grocholski:
Ich möchte die Gelegenheit benutzen dieses Thema zu klären und aus
der Welt zu schaffen. Die Firma Mediuvantis ist ein Familienbetrieb und begann
vor 3 Jahren mit dem Vertrieb von In-vitro-Diagnostika für Ärzte,
Apotheken und Drogeriemärkte. Unter anderem belieferten wir auch die gegenständliche
Drogeriekette mit Diagnostik-Tests. Im Vorjahr kam es zu einer Anfrage des betreffenden
Drogeriemarktes über die Belieferung mit Kontaktlinsen. Wir wollten jedoch
zuerst die rechtliche Situation geklärt wissen und informierten uns in
zwei Ministerien. Unseren Informationen zu Folge und laut Aussagen dieser Stellen
war eine Belieferung von Drogeriemärkten vielleicht moralisch bedenklich,
jedoch rechtlich unbedenklich.
OPTIKUM:
Welche Mengen und wie oft wurde an den Drogeriefilialisten geliefert?
Heinz Grocholski:
Zu betonen ist, dass es sich um eine einzige Lieferung von 6000 Boxen mit je
2 Stück handelte. Als Zeitpunkt der Lieferung wurde auf Wunsch des Abnehmers
der Fasching gewählt, da hier der meiste Absatz der Farblinsen garantiert
schien.
OPTIKUM:
Ist die von Ihnen vertriebene SOLEKO-Linse eine Low-Budget-Kontaktlinse, gedacht
für den Absatz über den Handel wie Drogeriemärkte?
Heinz Grocholski:
Keinesfalls. Bei der Herstellung werden alle Normen wie die ISO 9001 und ISO
46001 eingehalten. Zudem wird die Biokompatibilität geprüft. Bei SOLEKO
werden die Kontaktlinsen mit dem Laser geschnitten. Ein Schwerpunkt liegt in
der Herstellung torischer Farblinsen.
OPTIKUM:
Wie argumentieren Sie die Aussage in Ihrem Folder „Exklusiv beim Augenoptiker“,
trotz Belieferung der Drogeriemärkte? Welche Distributionspolitik verfolgt
Mediuvantis?
Heinz Grocholski:
Nun, ich möchte nochmals betonen, dass wir den betreffenden Drogeriemarkt
nur ein einziges Mal beliefert haben und uns von den bereits genannten offiziellen
Stellen keinerlei rechtliche Bedenken genannt wurden. Bei Besprechungen mit
unserem italienischen Hersteller sind wir allerdings zur Erkenntnis gekommen,
dass die Belieferung von Drogeriemärkten ohnehin nicht unserer mittelfristigen
Philosophie entspricht. Selbst wenn der Drogeriemarkt im anhängigen Verwaltungsstrafverfahren
nicht verurteilt werden sollte, werden wir nicht mehr über die Schiene
des Handels, sondern nur mehr über Kontaktlinsenoptiker unsere Kontaktlinsenprodukte
vertreiben.
OPTIKUM:
Wie schätzen Sie mittel- bis langfristig den österreichischen Kontaktlinsenmarkt
ein? Was raten Sie den österreichischen Kontaktlinsenoptikern?
Heinz Grocholski:
Der Optiker hat auf jeden Fall seine Berechtigung – Brillen und Kontaktlinsen
sind nicht für andere Vertriebskanäle wie Handel oder Versand geeignet.
Wir möchten der Partner der Fachoptiker sein. Ketten wurden bei der jetzigen
Aussendung erst gar nicht kontaktiert. Derzeit sehen wir allerdings eine Gefahr
in der Zunahme vom Versand über das Internet. Der Kontaktlinsenoptiker
wird deshalb noch mehr Zeit als schon bisher für seine Kunden aufbringen
müssen. Zudem sollte der Anpasser seine Produkte nicht nur bei einem Kontaktlinsenhersteller
beziehen, sondern seine Kunden je nach Fall objektiv mit dem jeweils besten
Produkt versorgen.
OPTIKUM:
Wir danken für das Interview.
