Warum formstabile Kontaktlinsen? Die Vorteile von RGP-Linsen im Überblick.

Formstabile Kontaktlinsen, auch RGP-Kontaktlinsen (rigid gaspermeable) genannt, verfügen über mehrere Vorteile gegenüber weichen Kontaktlinsen. Einerseits sei die optische Abbildungsqualität genannt. Ein weiterer Nutzen liegt in ihrer hohen Sauerstoffdurchlässigkeit und dem guten Tränenfilmsaustausch, die einen reibungslosen Stoffwechsel (Metabolismus) der Hornhaut fördert.

Aufgrund der geringeren Größe gegenüber
weichen Kontaktlinsen bedecken RGP-Kontaktlinsen einen wesentlich
geringeren Anteil der Hornhaut.

Geht man von einem durchschnittlichen Durchmesser
von 14,00 bei weichen und 9,50 bei RGP-Kontaktlinsen aus, so bedeckt
die formstabile Variante etwa 32% weniger der Hornhaut (Cornea).
So erreicht Sauerstoff leichter die Hornhaut. Gleichzeitig werden
Stoffwechselendprodukte, abgeschieferte Epithelzellen und andere
Partikel leichter abtransportiert.

Komplikationen durch Hornhautinfektionen treten bei
formstabilen Kontaktlinsen nicht so häufig auf. Cheng et al
spricht in einer niederländischen Studie von einer Infektionsrate
von 1,1:10000 bei RGP-Kontaktlinsen und 3,5:10000 bei weichen Kontaktlinsen.
Wie das OPTIKUM im Mai 2002 berichtete gibt es offensichtlich auch
einen Zusammenhang zwischen Dk-Wert und Entzündungen. So sind
kausale Zusammenhänge zwischen Sauerstoff- Transmissibilität
von Kontaktlinsen und Entzündungserscheinungen des vorderen
Augenabschnittes bekannt geworden. Die Anzahl von bakteriellen Keratiden
und anderen Entzündungserscheinungen scheint bei hydrogelen
Linsen mit höherem Silikonanteil und damit resultierenden höheren
Dk/t-Wert niedriger zu sein.

Eine weitere Überlegung stellt die Entwicklung
einer progressiven Myopie dar. Ungeachtet aller Fachdiskussionen
über die Stabilität einer Myopie nach Anpassung formstabiler
Kontaktlinsen kann zumindest ein teilweiser Einhalt der Progression
während der Verwendung von RGP-Kontaktlinsen erwartet werden.
Bei erwachsenen Weichlinsenträgern wurde zuletzt eine Myopiezunahme
beobachtet. Forscher an der Ohio State University sind zur Erkenntnis
gekommen, dass ein Fünftel der erwachsenen Weichlinsenträger
zwischen 20 und 30 Jahren eine deutliche Zunahme der Myopie aufweisen.
21% der 291 Testpersonen steigerten ihre Myopie über 1,00 Dioptrien
in einem Zeitraum von 5 Jahren.

Formstabile Kontaktlinsen punkten zudem in der Regel
mit einer stärkeren Ablagerungsresistenz im Vergleich zu weichen
Kontaktlinsen. Erwähnt muss jedoch werden, dass es deutliche
Unterschiede betreffend der Ablagerungsneigung auch auf formstabilen
Linsenmaterialien gibt. So wird der Kontaktlinsenspezialist je nach
Anforderung des Kunden, das für ihn möglichst beste Material
auswählen.

Formstabile Kontaktlinsen haben einen Marktanteil
von etwa 15% gemessen. Länder wie die Niederlande weisen allerdings
mit angeblich etwa 46% der Kontaktlinsenträger einen signifikant
hohen Anteil an RGP-Kontaktlinsen auf. Bremsend am Erfolg der RGP-Kontaktlinsen
wirken primär das Fremdkörpergefühl zu Beginn der
Eingewöhnungsphase und die – teilweise unbegründete
– Sorge vor einem möglichen Verlust bei diversen Sportarten.

Hier sei gleich gesagt, dass sowohl weiche Jahressysteme
als auch Austauschsysteme unter bestimmten Kriterien durchaus die
bessere Wahl sein kann. Dieser Artikel soll keineswegs den Eindruck
hinterlassen, dass nur die formstabile Kontaktlinse der einzige
Segen wäre. Ganz im Gegenteil profitieren die Kontaktlinsenoptiker
von der Vielfalt der von der Industrie angebotenen Systeme. Der
vorliegende Beitrag soll jedoch die manchmal „schon vergessenen“
Vorteile der RGP-Kontaktlinsen anführen. Letztendlich muss
der vom Kontaktlinsenspezialisten aufgeklärte Konsument wählen
und sich für die Vor- und Nachteile der ausgesuchten Kontaktlinsenart
entscheiden.

Quellen:
[1] RGP-Linsenanpassung und Tragekomfort, Eef van der Worp
[2] Cheng KH, Incidence of contact-lens-associated microbial keratitis
and ist related morbidity; Lancet 1999; 354:181-5
[3] Das OPTIKUM 12.05.2002, Studie über Zusammenhänge zwischen Dk-Wert und Entzündungen
[4] Das OPTIKUM 22.07.2002, Myopiezunahme bei erwachsenen Weichlinsenträgern